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Steinschichthöhe, also 35 cm, tiefer annehmen, so läge das Außengelände um
1,55 m höher. Wäre es nicht denkbar, daß zur Zeit der Erbauung jenes Gebäude-
teiles das Außengelände wesentlich niedriger lag und die heutige Krypta den
Ostteil jener damaligen Kirche darstellte? Eine zweischiffige Kirche mit 5,25 m
Breite ist für die damalige Zeit und einen Marktflecken wohl nicht aus-
geschlossen, und so wäre die nicht allzu wahrscheinliche Annahme aus der Welt
geschafft, daß bereits die doch gewiß noch sehr kleine Kirche der Übergangs-
zeit schon eine derartig bedeutende Krypta und einen um 2,60 m erhöhten Chor
gehabt hätte. Das jetzt vermauerte Portälchen, das dieselben Stilformen wie
die Kryptafenster zeigt, wäre dann später am Westende der Kirche nur höher
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Abb. 108.#\ St.!Martin. Kryptakapitäle.
gerückt worden. Doch dieser zweite Rückschluß hat nicht die überzeugende
Kraft des ersten, es sollte nur die Möglichkeit erwähnt werden. Die Hasesche
Vermutung, daß die Westmauer dieses Seitenschiffes vermöge ihrer eigentümlichen
Ausbildung (s. oben zu Ende des Kapitels über Grundrißgestaltung) und des ein-
fach abgefaßten Profiles des untersten Kämpferansatzes ebenfalls jener Kirche
des Übergangsstiles angehöre, unterstützt, wenn sie richtig ist, unseren ersten
Rückschluß, würde aber den zweiten widerlegen.
Der nächstältere Teil der Kirche ist zweifellos der Chor bis zu der schon
wiederholt erwähnten Grenze am zweiten Dreischiffjoche. Ich sehe keinen Grund,
an der Richtigkeit des Datums der von Wolf erwähnten Chronik zu zweifeln,