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Kreis Heiligenstadt.
VON DER LEYEN ANNO DOMINI MDCLXIV (1664) XVII FE-
BRUARY NATAE DENATAE ANNO MDCCI (W701) XXVI DECEM-
BRIS FUANNES EBERHARDUS BARO DE LEYEN EMINENSSI
PRINCIPIS ELECTORIS MOGUNTI PER EICHSFELDIAM VICE-
DOMUS MOERENS POSUIT I R P (requiescat in pace).
Von weiteren schönen Skulpturen ist in der Kirche ein sehr zierlich ge-
bildeter und vortrefflich modellierter Chorknabe, der ein Bet- oder Lesepult —
Aspergespult — auf reich ornamentiertem Ständer hält (s. Abb. 115). Das Bild-
werk, das früher offenbar seinen Platz am Lettner hatte, ist jetzt in der Nähe
der Taufkapelle aufgestellt.
Von Möbeln wird in der südlichen Sakristei ein reicher Rokokostuhl, weiß
mit Gold, aufbewahrt, der früher wahrscheinlich dem amtierenden Priester
gedient hat. In der gegenüberliegenden Sakristei
steht eine gotische Truhe mit einfachem alten
Eisenbeschlage, von 84 cm Höhe, 64 cm Tiefe
und 120 cm Länge. Hier werden jetzt die
Abendmahlsgeräte aufbewahrt.
Auf dem Turme befinden sich vier Glocken
in so dunklem und engem Raume, daß deren
genaues Studium fast unmöglich ist und nur
gelegentlich einer Dachreparatur abgeschlossen
werden kann. Was sich jetzt schon ermitteln
ließ, ist folgendes: die größte Glocke, in der
Form spätgotisch, hat 1,39 m Durchmesser und
:rägt folgende Inschrift:
Mille poft xpm (Christum) quater x quatriczt(
(1448) Contra fumnifzua me Xpi nole (Christi
nomine) pulfa. ans Blume fulor. gloriola note
\nomine) vocor. Es folgt ein kreisförmiges Siegel
mit einer Reitergestalt, vermutlich St. Martin
jder Siegfried II. vom Stadtwappen.
Die nächst kleinere hat gleiche Form und
1,14 m im Durchmesser. Die Inschriften, in
gleichen Schriftzeichen dargestellt, lauten:
D rex glorie veni cum pace
€ quafer ef femel m quafer x ocfo (1448) des eisdem Hans blume vi fana fc me ..
einige Worte unzugänglich. Unter der oberen Inschrift ist ein Kruxifix an-
gebracht; das Siegel der vorigen Glocke ist auch hier wiederholt. Die beiden
kleineren Glocken scheinen späteren Datums und tragen keine Inschrift. Ihr
Durchmesser ist gleichmäßig 60 cm. Eine von diesen soll bereits im 14. Jahr-
hundert in Jestedt, einem Dorfe bei Eschwege, gestohlen sein.
Endlich ist noch ein der Barockzeit entstammendes Denkmal auf dem
kleinen Kirchhofe im Süden der Kirche zu erwähnen, das eine männliche Figur
auf einem Sockel ohne Inschrift enthält. Es ist dies ein Standbild des Johannes
von Nepomuk, das früher auf dem Holzbrückentor stand.
Abb. 115. St. Martin. Lesepult.