Heiligenstadt. Die Bergkirche St. Martin. — Die Altstädter Kirche St. Marien. 139
Die Altstädter Kirche St. Marien.
Literatur: Puttrich, Mittelalterliche Bauwerke Mühlhausens usw. 1850. —
Dihm, Aufnahme und Wiederherstellungsentwurf der Kirche nebst Erläuterungs-
bericht. Manuskript. !)
Die Marienkirche - Sanctae mariae virginis — gemeinhin Altstädter Kirche
genannt, gehört der katholischen Altstädter Gemeinde; dieser, beziehentlich dem
Kirchenvermögen, liegt die Unterhaltung des Gebäudes mit Ausnahme der Türme
ob; für die letzteren hat die Stadt die Baupflicht.
Die Kirche liegt inmitten der Altstadt, nördlich der Geislede in hoher Lage.
Gegen Süden ist das Kirchengelände mit einer hohen Stützmauer über dem alten
Jesuiten- jetzt Gymnasiumsgarten belegen, während man gegen Westen und
Osten über Freitreppen zur Kirche emporsteigt (s. Lageplan Abb. 179).
Gründung und Namensheilige.
Über das Jahr der Gründung der Kirche schweigen die Urkunden; jeden-
falls hatte man wohl schon um die Zeit, als aus dem Dorfe Heiligenstadt ein
Marktflecken wurde, im elften Jahrhundert, das Bedürfnis gehabt, in der Ort-
schaft ein besonderes vom Stifte unabhängiges Gotteshaus zu errichten. Zweifellos
hat die Kirche zu Anfang des 13. Jahrhunderts schon längere Zeit bestanden, da
Erzbischof Siegfried II. bereits im Jahre 1223 mit Gründung einer späteren, der
Neustädter Kirche vorging. Nach Wolf ist urkundlich nur das erwiesen, daß
die Anlage schon vor dem Jahre 1230 eine Pfarrkirche war.?)
Fragt man nach dem Grunde, warum das neue Gotteshaus der Maria
geweiht wurde, so könnte außer der besonderen Verehrung, die man ihr als der
Himmelskönigin entgegenbrachte, die Erinnerung an die Sage von der Gründung
von Heiligenstadt durch Dagobert?) maßgebend gewesen sein, der zuerst auf der
„alten Burg“ der Maria und dem Petrus eine Kapelle erbaut haben soll.
Die Baustoffe.
Das Gebäude ist durchweg aus rotem, ziemlich festem Sandstein errichtet,
die Turmhelme sind massiv aus demselben Baustoffe aufgeführt, die Kirchen-
dächer waren bis zu Ende des‘ 19. Jahrhunderts sämtlich in Hohlpfannen aus
Ziegelstein eingedeckt. Das kürzlich erneuerte Chordach, sowie ein Teil der
Strebepfeiler sind mit Schiefer abgedeckt.
Grundrißgestaltung.
Die Anlage stellt eine dreischiffige Hallenkirche mit wenig überhöhtem
Mittelschiffe dar und ist orientiert (s. Grundriß Abb. 116).
1) Ein großer Teil der unten folgenden Zeichnungen ist unter Benutzung der Dihmschen
Aufnahmen hergestellt.
?) Er zitiert auf S. 138 a. a. O.: Papebrochii Commentarius de SS. Martyriis Aureo et
Justino p. 42.
3) Am ausführlichsten bei C. Duval, Das Eichsfeld, S. 428 f.