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Kreis Heiligenstadt,
Breite bis zum zweiten Chorgurtbogen eine sehr schöne, geräumige, nach Norden
achteckig abgeschlossene Kapelle, jetzt Sakristei, angebaut. Dagegen hat man
an der gegenüberliegenden Seite vermutlich zur Zeit der Errichtung des jetzigen
Chorbaues eine kleinere Kapelle abgebrochen, die nach vorhandenen Ansatz-
spuren zweigeschossig geplant, aber nur eingeschossig ausgeführt war. Von
weiteren Spuren dieser Kapelle wird unten noch die Rede sein.
System des Aufbaues,
Der Querschnitt (Abb. 118) ist durch das westlichste Joch des verbreiterten
Hauptteiles der Kirche mit dem Blick nach Westen genommen und stellt das
Bild einer regelmäßigen, in
den Scheiteln aller drei Ge-
wölbe gleich hohen Hallen-
kirche dar. Die schlanken
Strebepfeiler dieses Bau-
teiles weisen eine sehr an-
sprechende Gestaltung auf,
sie tragen kleine bogenge-
zierte Frontgiebelchen am
Kopfe und zierliche pyra-
midale Aufsätze über dem
durchgehenden Gurtgesimse.
Zwischen beiden liegt noch
ein schwächeres Kaffgesims
(Ss. Abb. 119). Eine Eigentüm-
lichkeit der Ausbildung der
Gewölbekämpfer liegt darin,
daß bei diesem Bauteile
allenthalben die runden
Dienste über die Kapitäle
hinaus hochgezogen sind
und so mit den Rippen-
profilen Verschneidungen
bilden (Abb. 117). Die Pfeiler-
dienste an den Außenwänden der Seitenschiffe stehen auf Konsolen, die mehr
als 2 m über dem Fußboden ansetzen. Es sollte wohl hierdurch Raum gewonnen
werden; das statische Verhältnis wird dabei eher verbessert als verschlechtert.
Das System des Chorbaus mit seiner gegen den Hauptbau sehr bedeutenden
Höherführung der Gewölbe — die Kämpfer um etwa 5m, die Scheitel mehr als
6m — deutet zweifellos darauf hin, daß der Erbauer eine nachträgliche basilikale
Hochführung des Mittelschiffs in Aussicht genommen hatte, wenn auch die Ver-
breiterung des Chors einen Absatz in der Obermauer ergeben hätte. Ein weiterer
Beleg für diese Annahme liegt darin, daß nach deutlichen Anzeichen eine noch
viel weitere Höherführung des Chors geplant, aber nie zur Ausführung gekommen
ist: ein besonders hochgeführter Strebepfeiler (s. Abb. 123), über dem das jetzige
Hauptgesims in unschöner Weise unvermittelt aufsetzt, läßt schon hierauf