Full text: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Heiligenstadt

Kreis Heiligenstadt. 
An der Nordseite des Werratales erhebt sich der Höheberg von Born- 
hagen (Burg Hanstein) bis zur Walse, dann die Goburg von der Walse bis 
zur Frieda, und östlich derselben die Plesse mit dem Hülfensberge. Die 
Goburg und die Plesse ziehen sich an der Südgrenze des Kreises hin. An der 
Ost- und Südostseite des Kreises erheben sich der „Westerwald‘“ und die 
Höhen des Bischofsteiner Waldes. Die genannten Bergzüge und höheren Berge 
des Kreises bestehen sämtlich aus Muschelkalk. Die niederen Berggelände 
der Fluß- und Bachtäler gehören der Buntsandsteinformation an. Im Tale 
der Geislede wird auch Tuffstein gewonnen, der als Baustein und zur 
Kalkgewinnung verwendet wird. Der Kreis Heiligenstadt umfaßt 7,44 Quadrat- 
meilen, auf denen 41,115 Einwohner (Volkszählung von 1905) in 2 Städten 
(Heiligenstadt und Dingelstedt), 68 Dörfern und 12 Einzelansiedlungen (mit 
Ortsnamer) leben. Dem KReligionsbekenntnisse nach sind 37,486 Katholiken 
und 3561 Evangelische; außerdem gibt es noch 68 Juden (hauptsächlich in 
Heiligenstadt). 
Der Kreis Heiligenstadt ist bis 1802 ein Bestandteil des kurmainzischen 
Fürstentums Eichsfeld gewesen, in jenem Jahre aber an Preußen gekommen. 
Nachdem dieses Fürstentum von 1807—1813 ein Zubehör des Königreichs West- 
“alen gewesen, fiel es an Preußen zurück und wurde 1815 zum Regierungs- 
vezirke Erfurt und zur Provinz Sachsen gelegt. 
Die Bestandteile des „Obereichsfeldes‘“ sind erst nach und nach unter das 
Erzbistum Mainz gekommen: 
Zwischen 990 und 1022 hat Kaiser Otto III. dem Erzbischof Willegis von 
Mainz die nördliche Zent des Eichsfeldgaues, die wohl Zubehör des 
‘mutmaßlichen) Königshofes Heiligenstadt war und später aus dem Burgamte 
Rusteberg und der Vogtei Heiligenstadt bestand, geschenkt. Zunächst scheinen 
die Erzbischöfe von Mainz ihren Teil des Eichsfeldgaues noch von dem bisherigen 
Gaugrafen haben verwalten lassen, denn 1022 liegt Geisleden in der Grafschaft 
des Grafen Wilhelm (von Weimar). Bald darauf erscheinen als Mainzer Beamte 
des Eichsfeldes Vögte (1070 und 1083) und seit dem Anfange des 12. Jahr- 
hunderts Vitztume (Lambert 1114—1139 und Gerlach 1144— 1152. Von 1162 
bis 1323 waren Glieder des Geschlechts von Hanstein (das von dem Mainzer 
Ministerialgeschlecht von Apolda abstammt) Mainzer Vitztume zu Rusteberg (und 
zwar von 1241—1323 erbliche Vitztume). Außer den Vitztumen zu Rusteberg 
erscheinen auch Vögte von Heiligenstadt (1139 Helmwich, ein Hansteiner, 
und nach ihm Hugo 1138 — 1158). Die Heiligenstädter Vögte scheinen neben 
den Rusteberger Vitztumen gestanden zu haben. In der zweiten Hälfte des 
12. Jahrhunderts war Herzog Heinrich der Löwe Vogt von Heiligenstadt. Von 
1314—1374 sind die Grafen von Lutterberg Vögte, die die Einkünfte dieser 
Vogtei an die von Geisleden verlehnt hatten. Hugo und Johann von Geisleden 
verkauften 1341 ihren Anteil an der Heiligenstädter Vogtei an den Erzbischof 
von Mainz, und Wedekind von Geisleden verkaufte 1373 seinen Anteil an einen 
Heiligenstädter Bürger. Das Amt des Heiligenstädter Vogtes erlosch, und der 
Mainzer Vitztum auf Rusteberg war fortan erzbischöflicher Verweser des Mainzer 
Eichsfeldes. Die Erzbischöfe von Mainz bestellten seit 1323 diese Vitztume auf 
längere oder kürzere Zeit. 1543 wurde das Vitztumamt vom Rusteberge nach
	        
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