Heiligenstadt. Die Altstädter Kirche St. Marien. 151
diesen stattlichen Bauteil vorgelagert. Die lichte Breite jener verschwundenen
Kirche hatte demgemäß gleich jenem ersten Joche, das zu ihrer Verlängerung
yedient hat, schon das erhebliche Maß von fast 17 m. Aus den Stilformen ist
zu erkennen, daß der Turmbau aus dem 14. Jahrhundert!) stammt. Das beweisen
anter anderem die Maßwerke der Untergeschosse (s. Abb. 126 u. 127) mit ihren
Dreiblättern und Nasenbildungen und die Profilierungen dieser Fenster und des
Westportales,?) bei dem auch der Birnstab auftritt. Die ungemein derben
Gliederungen der Pfeiler in der Turmhalle lassen keinen Rückschluß auf ein
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Abb. 129. St. Marien, Konsolen in den Seitenschiffen.
früheres Alter zu, da solche unter Turmbauten öfter in Bauwerken aus dieser
Zeit zu finden sind. Die Türme sind bis zu den Spitzen im 14. Jahrhundert
vollendet, nur wenige späteren Zutaten, wie etwa die runden Ecktürmchen, sind
dazu gekommen.?) Der zweite Bauabschnitt enthält die vier Dreischiffjoche des
Kirchenschiffs. Da er den Stilformen nach ebenfalls noch dem 14. Jahrhundert
1) Wolf datiert das Bauwerk aus dem 12. Jahrhundert. (!)
2?) Die Gliederungen desselben sind mit dem übrigen Mauerwerk im Verbande auf-
zeführt.
3) Ein sehr reizvoller barocker Zwischenbau, der die achteckigen Teile der Türme ver-
band und die Wohnung des Türmers enthielt, ist zu Ende des 19. Jahrhunderts entfernt
worden.