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Kreis Heiligenstadt.
geringsten Teile im Städtischen Altertumsmuseum notdürftig wiederaufgestellt.
So sind bedeutende Kunstgegenstände verloren und durch neugotische Stücke
ersetzt worden.
Bemalung.
Damit aber nicht genug:
Bei gründlicher Untersuchung,
die der damalige Regierungsbau-
führer Dihm im Jahre 1880 an
der Kirche vornahm, fand er
im Innern unter einer weißen
Tünche noch zahlreiche Spuren
einer Bemalung, die aus dem
Jahre 1506 datiert war. Bei den
Wiederherstellungsarbeiten hat
man diese jedoch nicht als Grund-
lage der Erneuerung des Innen-
anstrichs benutzt, sondern sie
nach modernem, kunstlosem Ent-
wurfe ausgeführt und damit den
alten Zustand leider unwiederbringlich verloren.!) Ich gebe hier einen Auszug
aus dem von Dihm aufgeschriebenen Ergebnisse seiner Forschungen mit einigen
Ergänzungen nach eigenen Beobachtungen:
„Die Strecke ab, be, hi und ik neben-
stehender Skizze (Abb. 131) sind vom Fuß-
boden bis zu den Fenstersohlbänken mit
ainem teppichartigen Muster bedeckt, dessen
System hierneben (s. Abb. 132) skizziert ist.
Die Schraffierung der einzelnen Ornament-
teile ist der heraldischen Manier ent-
sprechend: senkrecht = rot, wagerecht —
blau, schräg = grün. Die obere ornamen-
tierte wagerechte Linie ist gelb, das Ganze
steht auf hellgrünlichem Grunde. Über
diesem Muster befindet sich bei ab und
ik je eine überlebensgroße Figur, eines
Heiligen (vermutlich Petrus und Paulus).
Beide sind in sehr schlichter Weise her-
gestellt: breite schwarze Konturen, die
Flächen mit Lokalfarben gedeckt, keine
Modellierung. Die Strecken be und hi
scheinen mit Ausnahme eines in derselben Technik hergestellten Wandgemäldes
zwei Männer sind anscheinend beschäftigt, auf einem tischartigen Steinbau
1) Der heute allgemein geschätzte Kirchenbauer Ludwig Dihm ist an dem barbarischen
Vorgehen an der Kirche nicht schuld. Seine Wiederherstellungsentwürfe für diese Kirche
sind leider meist unausgeführt geblieben.