Full text: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Heiligenstadt

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Kreis Heiligenstadt. 
Die Baustoffe. 
Das Steinmaterial des heutigen Bauwerks ist auch hier roter Sandstein, das 
Dach ist in flachen Pfannen eingedeckt, nur. der Turm und die neue Sakristei 
naben Schieferdächer. 
Grundrißgestalt. 
Wir haben eine dreischiffige Hallenkirche ohne Kreuzschiff mit rechteckig 
geschlossenem Chore vor uns. (S. Abb. 144.) An der Westfront sind die Unter- 
mauern für zwei Türme angeordnet, von denen jedoch nur einer heute 
besteht. © Südlich vom Chore ist neuerdings eine achteckige Sakristei angebaut. 
Die Abmessungen dieser Kirche sind nur wenig geringer als die der beiden 
anderen. 
Der Chor, der mit den beiden östlichsten Dreischiffjochen in den Bauformen 
durchaus übereinstimmt, hat die volle Breite, aber etwas geringere Tiefe als die 
Mittelschiffjoche. Die Gewölbe sind durchweg einfache Kreuzkappen. Das süd- 
östlichste Seitenschiffjoch ist durch Mauern von dem Kircheninnern abgetrennt 
und enthält die ursprüngliche Sakristei. In folgerichtiger Weise hat man hier 
keinen Strebepfeiler angesetzt, da der Gurtbogen fehlt. Die Regelmäßigkeit des 
Grundrisses hört mit dem zweitöstlichsten Dreischiffjoche auf. Schon der süd- 
liche Mittelschiffpfeiler an dieser Stelle hat eine ganz sonderbar mißglückte 
Gestalt, die nur dadurch zu erklären ist, daß man zuerst den östlichen Teil allein 
gebaut und die Öffnungen der Quergurtbögen an dieser Stelle vermauert hatte; 
als man dann die Fortsetzung des Bauwerks beginnen wollte, wurde hier der 
richtige Anschluß verpaßt und die südliche Pfeilervorlage sowie der anschließende 
Bogen erheblich zu weit nach außen versetzt. Die nächsten vier Dreischiffjoche 
zeigen sämtlich die Eigentümlichkeit, daß die Mittelfelder sich nach Westen zu 
ziemlich gleichmäßig verengen, wogegen sich die Seitenschiffe entsprechend ver- 
breitern. Die Außenwände bleiben infolgedessen gleichlaufend. Die Erklärung 
für diese eigentümliche Unregelmäßigkeit ist darin. zu finden, daß man die 
Breite der Wölbfelder des Turmjochs, das schon bestand, erreichen wollte. 
Etwas Ähnliches haben wir bei der Marienkirche gefunden; beim Abschnitte 
„Baugeschichte“ wird hierauf nochmals einzugehen sein. Die drei Gewölbe des 
Turmjochs sind nahezu gleich breit, die Turmmauern mit fast 2 m Stärke 
erscheinen ungewöhnlich dick und bedürfen infolgedessen keiner Strebepfeiler. 
Beim südlichen Übergang des Turmjochs zum Schiffe findet sich ein angebautes 
Treppentürmchen. 
System des Aufbaues. 
Der Querschnitt der Kirche (Abb. 145) zeigt eine ungewöhnliche Form: das 
Mittelschiff ist bedeutend höher als die Seitenschiffe, und dennoch sind die Ober- 
mauern über den Längsgurtbögen nicht so hoch geführt, daß hier eine Durch- 
brechung mit Fenstern möglich wäre. Da also diese Oberfenster, das Charakteristische 
für eine Basilikalanlage, fehlen, so haben wir es doch mit einer Hallenkirche zu tun. 
Ein Nachteil dieser Anlage ist, wie auch aus der Ansicht vom Inneren (Abb. 153) 
erkenntlich, die zu geringe Beleuchtung der Mittelschiffgewölbe; die niedrigen 
Seitenschiffenster können dort ebensowenig ausreichend .wirken wie das einzige
	        
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