Kreis Heiligenstadt.
nordöstliche Hälfte dieser Zent als Lehen den Grafen von Tonna (Gleichen), die
sich hier kurz vor 1206 die Burg Velseck (südöstlich von Flinsberg?) erbauten.
Nachdem diese Burg von dem Lehnsherrn, dem Landgrafen Heinrich Raspe I11.
von Thüringen, wegen der Räubereien und der Übeltaten des Grafen Heinrich
von Velseck 1234 zerstört worden war, erbaute sich dieser vor 1246 die Burg
Gleichenstein. Fortan hieß die Eichsfelder Herrschaft der Grafen von Gleichen
„Grafschaft Gleichenstein“. Die Grafen von Gleichenstein verkauften
beträchtliche Teile ihrer Grafschaft an die Klöster Reifenstein und Annrode,
sowie an die Reichsstadt Mühlhausen. Diese zog ihre erkauften Besitzungen
zum reichsfreien Stadtgebiete und trennte sie durch eine aus Wallgraben und
Warttürmen bestehende Landwehr von der Grafschaft Gleichenstein. Daß diese
Grafschaft wirklich ein landgräflich-thüringisches Lehen gewesen ist, geht deutlich
aus den Bestätigungen der Schenkungen und Verkäufe der Grafen von Gleichen-
stein seitens der Landgrafen von Thüringen hervor. (Siehe die Urkunden No. 16
und 45 im Urkundenbuche zum I. Bande der politischen Geschichte des Eichs-
feldes von Wolf.) Als Erzbischof Gerhard von Mainz gegen Ende des 13. Jahr-
hunderts mit Graf Heinrich II. von Gleichenstein wegen Ankaufs von dessen
Grafschaft in Unterhandlung stand, ließ er sich vom: Landgrafen Albert von
Thüringen für Abschluß des Kaufes 1287 eine Urkunde. ausstellen , nach welcher
der Landgraf den Kauf als Lehnsherr der Grafschaft Gleichenstein erlaubte und
seinen Rechten an derselben zugunsten des Mainzers entsagte. (Gudenus, cod.
dipl. Magunt. I. p. 820.) Erst nach dieser Verzichtleistung der thüringischen Land-
grafen nennt Graf Heinrich von Gleichenstein 1290 den Erzbischof Gerhard von
Mainz seinen obersten Lehnsherren „Feodalem Dominum: principalem“. (Wolf,
Politische Gesch. d. Eichsfeldes II, S. 95.) Im Jahre 1294 verkaufte Graf Heinrich
von Gleichenstein sein ganzes Land Eychisfeld und die Burgen Glichenstein,
Scharpenstein und Birkenstein mit allem Zubehör an den Erzbischof Gerhard
von Mainz für 1100 Mark Silber. Von dieser Grafschaft Gleichenstein
gehören zum heutigen Kreise Heiligenstadt die Orte Dingelstedt, Kefferhausen,
Martinfelde mit Ascherode, Bernterode und Kalteneber; zum Kreise Mühlhausen
sind geschlagen die Orte: Silberhausen, Beberstedt, Helmsdorf, Zella, Breitenbich,
Schloß Gleichenstein, Wachstedt, Küllstedt, Büttstedt, Kloster Annrode, Bicken-
vied, Effelder und das Reichsdorf Strut.
Die süd westliche Hälfte der mittleren Zent des Eichsfeldgaues behielten
die thüringischen Landgrafen als Allod und erbauten hier die Burg Stein, als
deren Zubehör dieses Land seit 1130 erscheint. Als Landgraf Ludwig III. 1190
ohne männliche Erben starb, fiel die Landgrafschaft an seinen Bruder Hermann,
aber seine Allode fielen an seine einzige Tochter Jutta. Nach ihrem Tode wurde
dieser eichsfeldische Besitz Erbe ihrer Kinder aus erster und zweiter Ehe:
Heinrichs des Erlauchten von Meißen (seit 1247) und Thüringen und der Söhne
des Grafen Poppo von Henneberg. In dieser Zeit wurde das bisherige Burgamt
Stein in zwei Teile zerlegt: der östliche Teil blieb bei der Burg Stein, und der
westliche Teil wurde der neuerbauten Burg Greifenstein zugelegt. — Die
Burg Greifenstein und das zu ihr gehörige Burgamt scheint von den
Landgrafen von Thüringen und den Grafen von Henneberg an verschiedene
Rittergeschlechter verpfändet und verkauft worden zu sein. Als diese Burgleute