Heiligenstadt. Die Neustädter Kirche St. Ägidien.
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eingerichtet, der sich ästhetisch und praktisch als
höchst unglücklich erweist.) Und dies nur um die
Unterpartie des südlichen Chorfensters zu schonen,
deren Licht der Chorraum gut hätte entbehren können.
Die Verteilung der drei Haupteingänge an der Süd-,
Ost- und Westseite entspricht dem Bedürfnisse sowie
der Einrichtung der beiden anderen Kirchen. Die
kleine Tür im Ööstlichsten Felde der Nordfront hat
wohl nur Zweck gehabt, als der Ostteil der Kirche
allein bestand und nach Westen durch Mauern ab-
getrennt war.
Einzelheiten.
Die Choransicht ist dem Detail nach der schönste
Teil des Äußeren, wie überhaupt der östliche, erste
Bauteil der Kirche stilistisch am besten und auch am
sorgfältigsten bearbeitet ist. (S. Abb. 147.) Über dem
dreiteiligen Mittelfenster, dessen schönes Maßwerk in
den letzten Jahren durchaus stilgemäß nach den vor-
handenen Resten erneuert ist, ist im Giebelfelde in
einer Blendnische eine zierliche sitzende Heiligen-
gestalt mit dem Krummstabe, wohl St. Ägidius, auf-
gestellt. Darüber schwebt ein schön gezeichneter
Baldachin. Die Kreuzblume auf dem Wimperge fehlt
gleich der auf dem südlichen Strebepfeiler. Ein be-
sonders schönes Stück ist das Kreuz, das den krabben-
besetzten Hauptgiebel abschließt (s. Abb. 148). Das
überaus stimmungsvolle Kruzifix aus jüngerer Zeit,
das zu Füßen dieser Fassade steht, wird dort niemand
missen wollen. Die durchweg kleinen Fenster des
östlichen, ersten Bauteiles
haben einfache Spitzbogen-
abschlüsse, während bei
denen des westlichen Bau-
abschnittes Kleeblattformen
durch Nasenansätze gebildet
waren. Diese hat man in
jüngerer Zeit jedoch, wohl
um der _Gleichartigkeit
willen, abgeschlagen, so daß
nur noch Spuren davon
übrig sind. Die Strebepfeiler
mit ihren Spitzgiebeln sind
einfach, aber geschmackvoll
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*) Es bildet sich über dem
Dache ein sog. „Schneesack‘
Abb. 146. St. Ägidien. Westansicht.