Full text: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Heiligenstadt

Heiligenstadt. Die Neustädter Kirche St. Ägidien. 171 
sein, das vor Anbringen der Regenrinne hier stets verwüstend aufgetreten sein 
wird. Die beiden gegenüberliegenden Seitenportale zeigen in ihren schön ge- 
zeichneten Profilen lebhaften Wechsel von Birn- und Rundstäben, die durch 
tiefe Kehlen getrennt sind (s. Abb. 152 b u. d), Während das nördliche Portal 
ganz einfach gestaltet ist, enthält das gegenüberliegende in der Fläche des um- 
rahmenden Spitzgiebels ein ziemlich roh gezeichnetes Relief, das die Gethsemane- 
szene in der Heilsgeschichte darstellt. Die Gruppe ist so unorganisch eingefügt, 
daß die Vermutung nahe liegt, sie sei nicht für diese Stelle entworfen, sondern 
entstamme einem Portale 
der früheren Kirche, wo 
sie als Tympanon gedient 
haben möchte. Der unför- 
mige flache Abschluß des 
Spitzgiebels ist wohl darauf 
zurückzuführen, daß man 
das Licht des Fensters an 
dieser Stelle wohl mit 
Recht nicht entbehren zu 
können meinte. ; 
Sehr viel ansprechen- 
der ist das stattliche West- 
portal (s. Abb. 151); dessen 
ungemein reiches Gewände- 
profil (s. Abb. 152e) kennt 
fast nur noch den Birnstab, 
der teils mit, teils ohne 
Platte immer wiederkehrt. 
Dazwischen finden wir auch 
durchaus spätgotische Bil- 
dungen, die einem halben 
Halbmonde zu vergleichen 
sind und an keiner anderen 
Heiligenstädter Kirche wie- 
derkehren. Zwei der Birn- 
stäbe sind an jeder Seite in halber Höhe mit figürlich geschmückten Kapitälen !) 
unterbrochen und tragen also als Säulen stehende Heiligenfiguren. Von links 
nach rechts sind dies: der heilige Heinrich (Kaiser Heinrich IL.), der heilige 
Mauritius (?); auf der anderen.Seite: der heilige Veit mit Kessel und Vogel (?) 
und Katharina mit dem Rade. Die Basen der Säulchen sind über alle übrigen 
Profilglieder hinweggeführt. Über den Figuren schweben reiche Baldachine, 
aus denen der Birnstab wieder hervorwächst. Im Tympanon thront eine Maria 
') Diese sonderbaren, spätgotischen Kapitäle stellen dar: 1. zwei fliegende Engel, die 
auf einem Tuche ein kleines Kind tragen, 2. ein mit einem Tuche bedeckter Tisch, dahinter 
der betende Heiland mit Broten und ein Mann, der ein Lamm trägt, sowie ein anderer, der 
den Kelch darreicht, 3. Christus auf einem Esel reitend , ein Mann vorauf, ein anderer 
hinterher, 4. ein Engel mit Helm, zu den Seiten je ein Löwe.
	        
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