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Kreis Heiligenstadt.
Da einige schwer verständliche Abkürzungen hier vorkommen, so gebe ich
die Übersetzung: Mit Gottes Hilfe ist zum Gedeihen (eigentlich Wachstum:
incrementum) dieser Stadt unter dem durchlauchtigsten Kurfürsten Philipp Karl,
unserem gnädigsten Herrn, und dem Statthalter Herrn Hugo Franz Karl Graf von
Elz etc. dieses Rathaus, das mit 405 Bürgerhäusern am 1. März in Asche
gelegt war, auf Kosten der Stadtgemeinde und unter Leitung des Magistrats
als glücklicherer Phönix erstanden in dem Jahre, da die Stadt, ein trauriges
Bild der Verwüstung, voll Schreckens und
schwer büßend vom Schicksal heimgesucht.
vom Feuer verzehrt war. Die Zahlenbuch-
staben ergeben die Zahl 1739.
An der Westseite des Gymnasiums findet
sich ein modernes, schön gearbeitetes Relief
der Königin Luise, das an deren Aufenthalt
in Heiligenstadt auf der Flucht im Jahre 1806
erinnert.
Das Schloss.
Der Vizedominus oder Statthalter des
Mainzer Erzbischofs, der bis zum Jahre 1540
auf dem Rusteberge residiert hatte, wohnte in
Heiligenstadt zuerst in einer Stiftskurie zur
Miete. Ende des 16. Jahrhunderts wurde auf
dem Platze des damals niedergelegten Stifts-
kornhauses ein zweistöckiges Vizedomamt oder
—- &« Nord.
Abb. 170. Erdgeschoß - Grundriß des Schlosses
Oberamtshaus .gebaut (siehe den Flukschen Stadtplan Abb. 73 No. 1). Dies war
offenbar eine stattliche Gebäudegruppe mit den nötigen Wirtschaftsgebäuden, in
die auch die alte Laurentiuskapelle nebst dem sogenannten Bickensaale — nach
einem Oberamtmann von Bicken — einbegriffen wurde. Anderthalb Jahrhunderte
später schienen die Gebäude dem Bedürfnisse nicht mehr zu genügen, und so
wurde im Jahre 1736 auf Veranlassung des Kurfürsten Philipp Karl, des Oheims
des damaligen Statthalters Hugo Franz Karl von Elz, mit großem Gepränge der