Full text: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Heiligenstadt

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Kreis Heiligenstadt. 
Im Innern finden sich zwei Altäre: der Hauptaltar (s. Abb. 215) hat seinen 
Aufsatz von der St. Martinskirche in Heiligenstadt!) überkommen. Hier diente 
er zur Aufnahme des berühmten Marienbildes, das nach der St. Marienkirche 
daselbst gebracht wurde. Es ist eine in ihrer oberen Partie fast überladen reiche 
Rokokoschnitzerei, vom Bildhauer Edmund Rickmann,?) urkundlich in den 
sechziger oder siebziger Jahren des 18. Jahrhunderts gefertigt. Für die Nische, 
an Stelle des Bildnisses der Maria, ist aus der Altstädter Kirche in Heiligenstadt 
eine schöne Pieta übernommen, die auf einer Konsole tront. An einem Medaillon 
auf der letzteren ist ein verunglücktes Chronogramm angebracht: 
SANCTA 
Marla - 
[NTERCEDE 
PRO 
por VIo 
TVo, 
Da statt populo popuio gemalt ist, ergibt sich die geplante Jahreszahl 1713. Auch 
das Tabernakel gehört naturgemäß nicht ursprünglich zu diesem Altaraufsatze. 
Das schöne Rokokoantipendium, das hierzu gehört hat, ist bei dem Seitenaltare, 
links vom Hauptaltar verwendet. Der Taufstein der Kirche stammt von 1808; 
sonst ist alles neu. 
Die größere der beiden Glocken im Turme — mit 1,09 m Durchmesser — 
trägt die Inschrift: I. E. STORCK ET G. C. HENSCHEL FEC, A. CASSEL 
1791. Darunter findet sich das Relief einer männlichen Figur mit der Unter- 
schrift: S. BARTHOLOMEUS. KIRCHENPATRON. Dann die Namen der 
Dorfbeamten ohne den des Pfarrers. 
Die kleinere Glocke ist neuerdings umgegossen. 
Hülfensberg. 
Wallfahrtsort mit Kirche, Kapelle, Küsterwohnung, Haus der Geistlichen 
mit Stallung, 17 km südlich von Heiligenstadt. 
Die 447 m über dem Meere, 232 m über dem Friedatale liegende Kuppe 
des Bergkegels bildet ein von Norden nach Süden langgestrecktes schmales 
Plateau, an dessen breiterem Nordende die Klostergebäude liegen, und welches 
Raum für eine große Menschenmenge bietet. (S. Abb. 216.) Mehrere Fußwege 
führen von den benachbarten Dörfern hinauf; der nördliche, von Geismar hinauf- 
führende Weg ist mit „Stationen“ besetzt und der betretenste. Zum Fahren 
dient nur ein einziger, der sich wegen der Steilheit des Berges um den Berg- 
kegel herumzieht. Den Gedanken, die Stationen oder Bildstöcke aufzurichten, 
faßte ums Jahr 1681 ein Jesuit, dessen Name nicht mehr bekannt ist; in 8 Jahren 
konnte er fünf Bildstöcke errichten ‚lassen. Bei seinem Tode versprach ihm 
Pater Arnold Wallraff, der damalige sehr tätige Landmissionar, das von ihm 
angefangene Werk zu vollenden, und es gelang ihm, in 2 Jahren noch fünf 
) Es ist der unter No. 8 auf S. 133 benannte Altar 
. Wolf, Geschichte der Stadt Heiligenstadt, S. 181.
	        
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