Full text: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Heiligenstadt

Hülfensberg., 
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Die heutige Kirche ist eine dreischiffige ostwestlich gerichtete Hallenanlage 
mit vier Jochen und anschließendem Chorbau. Der Grundriß (s. Abb. 216 u. 217) 
weist manche Eigentümlichkeit auf, die zumeist aus der geschichtlichen Ent- 
wicklung des Bauwerks zu erklären sind. Anscheinend der älteste Teil ist das 
östlichste Joch des südlichen Seitenschiffs, dessen schrägstehender Strebepfeiler die 
Vermutung wachruft, daß hier einstmals keine Fortsetzung nach Westen zu geplant 
war. Da nun auch das Gewölbe dieses Teiles abweichend von allen anderen 
von vornherein keinen Schlußstein aufwies, so wurde bisher angenommen, daß 
die vor 1360 nachgewiesene Kirche auf dem Hülfensberge nur aus diesem 
Kapellenraume bestanden hat, dessen Entstehung noch dazu willkürlich in 
romanische Zeit verlegt wird. Wahrscheinlicher ist jedoch die Annahme, daß 
hier, wie zumeist bei umfangreicheren Kirchenbauten, der Ostteil, nämlich der 
Chor .und das östlichste Joch, zuerst fertiggestellt, mit einer einstweiligen 
M, 1: 300. 
Abb. 218. Hülfensberg, Querschnitt durch die Kirche. 
Abschlußmauer versehen und bereits zum Gottesdienste verwendet wurde. Die 
Abbildung 219 vom früheren Zustande zeigt, daß der einstmals rechteckige Chor 
und jenes östlichste Joch die gleiche Fensterform und an den beiden östlichen 
Strebepfeilern Reste eines Wimpergs aufweisen, den die übrigen Strebepfeiler 
ursprünglich nicht hatten. Bei dem schrägstehenden westlichen Strebepfeiler der 
Kapelle wird er ganz abgewittert sein. Auch das gegenüberliegende Seiten- 
schiffjoch hat die gleiche Fensterform (s. Abb.220). Der nachträgliche Schluß- 
stein des südlichen Gewölbes in diesem Joche ist nicht im Sinne der bisherigen 
Überlieferung entscheidend, da ja die übrigen beiden Gewölbe mit denen des 
Westteiles erneuert sein können. Dem schräg gestellten Strebepfeiler des süd- 
lichen Gewölbes entsprechen ursprünglich zwei rechtwinklig über Kreuz gestellte 
an der entsprechenden Stelle des nördlichen Seitenschiffes; von dem westlichen, 
jetzt eingebauten Strebepfeiler sieht man noch die Mauerverdickung. Aus den 
Strebepfeileranlagen der beiden Seitengewölbe ist zu schließen. daß man beim
	        
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