Hülfensberg.,
235
Die heutige Kirche ist eine dreischiffige ostwestlich gerichtete Hallenanlage
mit vier Jochen und anschließendem Chorbau. Der Grundriß (s. Abb. 216 u. 217)
weist manche Eigentümlichkeit auf, die zumeist aus der geschichtlichen Ent-
wicklung des Bauwerks zu erklären sind. Anscheinend der älteste Teil ist das
östlichste Joch des südlichen Seitenschiffs, dessen schrägstehender Strebepfeiler die
Vermutung wachruft, daß hier einstmals keine Fortsetzung nach Westen zu geplant
war. Da nun auch das Gewölbe dieses Teiles abweichend von allen anderen
von vornherein keinen Schlußstein aufwies, so wurde bisher angenommen, daß
die vor 1360 nachgewiesene Kirche auf dem Hülfensberge nur aus diesem
Kapellenraume bestanden hat, dessen Entstehung noch dazu willkürlich in
romanische Zeit verlegt wird. Wahrscheinlicher ist jedoch die Annahme, daß
hier, wie zumeist bei umfangreicheren Kirchenbauten, der Ostteil, nämlich der
Chor .und das östlichste Joch, zuerst fertiggestellt, mit einer einstweiligen
M, 1: 300.
Abb. 218. Hülfensberg, Querschnitt durch die Kirche.
Abschlußmauer versehen und bereits zum Gottesdienste verwendet wurde. Die
Abbildung 219 vom früheren Zustande zeigt, daß der einstmals rechteckige Chor
und jenes östlichste Joch die gleiche Fensterform und an den beiden östlichen
Strebepfeilern Reste eines Wimpergs aufweisen, den die übrigen Strebepfeiler
ursprünglich nicht hatten. Bei dem schrägstehenden westlichen Strebepfeiler der
Kapelle wird er ganz abgewittert sein. Auch das gegenüberliegende Seiten-
schiffjoch hat die gleiche Fensterform (s. Abb.220). Der nachträgliche Schluß-
stein des südlichen Gewölbes in diesem Joche ist nicht im Sinne der bisherigen
Überlieferung entscheidend, da ja die übrigen beiden Gewölbe mit denen des
Westteiles erneuert sein können. Dem schräg gestellten Strebepfeiler des süd-
lichen Gewölbes entsprechen ursprünglich zwei rechtwinklig über Kreuz gestellte
an der entsprechenden Stelle des nördlichen Seitenschiffes; von dem westlichen,
jetzt eingebauten Strebepfeiler sieht man noch die Mauerverdickung. Aus den
Strebepfeileranlagen der beiden Seitengewölbe ist zu schließen. daß man beim