Full text: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Heiligenstadt

Lindewerra. — Lutter. 
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und zwar auf der rechten Katharina und Maria Magdalena, auf der linken Barbara 
und eine andere, nicht bestimmbare Heilige. Die neun geschnitzten und stark ver- 
goldeten Figuren sind nicht ohne künstlerischen Wert. Oben ist der Altarschrein 
mit Ranken, unten mit durchbrochenem Maßwerk geschmückt. Auf den Rückseiten 
befinden sich gemalte Bildertafeln aus dem Ende des 15. Jahrhunderts, deren Figuren 
ebenfalls nicht ohne Ausdruck sind. Die eine, Abb. 252, zeigt die Verkündigung 
der Maria, die andere Maria mit Jesus und Johannes dem Täufer (Abb. 253). 
Wohl aus derselben Zeit stammt ein spätgotischer Taufstein, in seiner Form- 
gebung nicht glücklich. Die Kanzel ist ganz einfach mit Säulchen auf den 
Ecken und einer starken dorischen Säule als Fuß ausgebildet und trägt die 
Jahreszahl 1639. Kin Schalldeckel ist nicht vorhanden. An die Kanzeltreppe ist 
ein Verschlag für den Pastor an Stelle einer Sakristei angegliedert. Die ganz 
einfache Empore, von der oben die Rede war, trägt die gemalte Inschrift: 
VERBVM DOMINI MANET IN AETERNVM 
Yaßet das Wort Chrifti unter eud reiclig wohnen in aller Weisheit; Ichret 
und vermahnet eud Felbit mit Pfalmen und Tobgelängen und geiltlihen, 
lieblihen Tiedern und finget dem Herrn in euren Herzen. Col. 3. BY. 16. 
Georg Friedrich Kroll 
p. £. paltor 
anno 1722. 
Siborins Bordjard 
Dippil. alt. Nohde, altmeilter. 
Die beiden Glocken im Turme sind 1837 von Chr. See in Kreuzburg um- 
gegossen worden. 
In der Nähe der Kirche findet sich ein alter Gutshof mit massiver Scheune, 
der von altersher „das Kloster“ benannt wird; wohl der frühere Herrschaftshof 
‘Kemenate). 
Lutter. 
Katholisches Kirchdorf mit 810 Einwohnern, Filial von Kalteneber, liegt 
5 km südlich von Heiligenstadt, am Bache Lutter, von dem es seinen Namen 
hat. Von 1189 ab erscheinen Johannes, Heinrich und Konrad von Luttere oder 
Luttera. 1201 verkauft Ritter Dietrich von Udra dem Kloster Reifenstein seinen 
Hof in Lutera. 1297 werden beide Lutera als Grenzdörfer des Termineibezirks 
des Göttinger Predigerklosters genannt, und 1341 gehörten diese beiden Dörfer 
Luttera und Wenigen (Wendischen) Luttera (wüst) zur Vogtei Heiligenstadt. In 
geistlicher Hinsicht gehörte Lutter zum Banne Heiligenstadt. 1318 besaß der 
Erzbischof von Mainz in Obern Lutera 5 Hufen, 2 Mühlen (eine war wüst) und 
4 Mietshäuser. Das Dorf hatte keinen Zehnten zu entrichten. — Geldzinsen aus 
Wyndischen Lutera (das wüste Kleinlutter) gehörten zum Burglehen Heinrichs 
von Bodenhausen auf Rusteberg, und die Leute des Dorfes waren dem Richter 
zu Rusteberg dienstpflichtig und mußten an die Burgkapelle zu Rusteberg den 
Zehnten entrichten. — 1374 verpfändet Erzbischof Adolf von Mainz an die von 
Hanstein die Dörfer Luthra und Luthra unter dem Lengenberge; 1536 wurde 
die Pfandschaft wieder von Kurmainz eingelöst.
	        
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