308
Kreis Heiligenstadt,
Schloß und angrenzend die Kapelle St. Michaelis. Von der letzteren sind wesent-
liche Teile noch erhalten (s. Abb. 290), jedoch ist hieran manches, wie die West-
wand und ein an der Nordseite angebauter Turm, neuere Zutat eines früheren
Besitzers Goltermann, der diese Ergänzungen aus vorgefundenen Trümmerresten
aufgeführt hat. Auch das Relief mit der Jahreszahl 1583 (s. Abb. 291), den
heiligen Martin über einer Wappen- oder Inschrifttafel darstellend, das jetzt an
beliebiger Stelle der Südwand angebracht ist, war offenbar früher anderwärts
angeordnet. Der alte Teil des Kapellenmauerwerks, das den gotischen Formen nach
aus dem 15. Jahrhundert stammt (s. Abb. 290—295), gibt uns mit den für jene Zeit
Abb. 292. Rusteberg. Mauerreste unterhalb der Kapelle.
yanz absonderlichen Halbsäulen ein Rätsel auf. Zur Aufnahme eines Gewölbe-
kämpfers können sie kaum gedient haben, da sie um etwa 30 cm niedriger sind
als die Kapitäle der Eckdienste; der Verlauf des früheren Gewölbes ist aus dem
nur zu kleinem Teile noch erkennbaren Schildbogen nicht sicher zu bestimmen.
Die Vermutung liegt näher, daß sie zur Aufstellung von Figuren bestimmt
waren, wenn sie nicht bei der Ergänzung der vierziger Jahre eingefügt sind. Im
übrigen ist die alte Anordnung so anzunehmen, daß an der Ostwand, unter dem
Fenster auf der Wandmitte, der Altar gestanden hat, zur Rechten ist das
Ziborium noch vorhanden. Der frühere Eingang wird, wie der heute ergänzte,
dem Altar zegenüber gelegen haben. Auffällig ist die geringe Mauerstärke von