Full text: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Heiligenstadt

Siemerode. 
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geschichtlichen Angaben geht hervor, daß schon im 17. Jahrhundert eine Kirche 
bestanden hat. Das Turmportal mit der Jahreszahl 1827 ist eine spätere Zutat. 
Die übrige Kirche, die in einfachen Formen und mit nicht abgesetztem Sechs- 
eckschor errichtet ist, stammt laut Inschrift am Südportale aus dem Jahre 1782. 
Diese Inschrift lautet: 
Jesuitenzeichen 
in 
Dzo tm8ıı © VI Vmro . 
SAanNCro nICoLa0o zPIlsCoro ConrrsssorI 
aVIVs zCCL=sI® DIVo rPATRONI 
Die Fenster sind mit einem rechteckigen Hausteingewände umrahmt, dessen 
Kante mit Kehle und Rundstab zierlich profiliert ist (s. Abb. 314). Das 
Charakteristische an der Kirche ist eine großzügige ornamentale: Bemalung 
der gewölbten Holzdecke. Diese monumental gehaltene Malerei teilt mit 
schweren Umrandungen, die von leichtem reichen Rankenwerk umspielt werden, 
einzelne große Medaillons oder Lünetten ab, die ihrerseits 
figürliche Darstellungen enthalten. Es ist nicht unwahr- 
scheinlich, daß hier derselbe Maler wie beim Treppenhause 
im Heiligenstädter Gymnasium gewirkt hat. Der hochgezogene 
Altar der Kirche ist in einfachen Formen mit glatten Säulen 
yehalten und weist unten die Gestalten der Maria mit dem 
Kinde und des heiligen Nikolaus auf. An der Südwand der 
Kirche findet sich ein schönes spätgotisches Figurenrelief 
(s. Abb. 315), das den Besuch der Mutter Anna bei Maria und 
„die heilige Sippe“ darstellt. Dies Bild erinnert sehr an das 
des Altars zu Schachtebich und stammt jedenfalls aus derselben 
Zeit. Über einem Nebenaltare an der Nordwand ist ein gutes Marienbild in Ölfarben 
aus dem Jahre 1746 angebracht. Darauf ist folgendes Chronastikon zu lesen: 
Maria Del rara VIrGo 
AVXILIATRIX 
OmnrIsrIanI »orVLI 
ORA PRO wogzls 
S 
Eine Umsehrift lautet: SANCTA MARIA. SUCCURRE MISERIS, ORA 
PRO POPULO, INTERVENI PRO CLERO, INTERCEDE PRO DEVOTO 
FEMINEO SEXU, SENTIANT OMNES TUUM JUVAMEM. Ferner die Unter- 
schrift: Monstra te esse matrem und auf dem Sockel folgende Verse: 
Dich, o Meerstern grüss Ave Maris Stella Wie ein Mutter Dich 
von fern erzeige 
O Du Mutter unsers Dei Mater Alma Bitt, das seine ohren 
Herrn neige 
Du oo Jungfrau aller Alaque Semper Virgo Der für uns auf dieser 
orten Erden 
Worden bist zur Him- Felix Coeli Porta. Durch Dich Mensch Hat 
mels Pforten. Wollen werden. 
Von den drei Glocken der Kirche enthält die größte mit 0,95 m Durch- 
messer folgende Inschrift in gotischen Minuskeln: anno dui mccccc xxit hilf goft
	        
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