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Kreis Heiligenstadt,
Der andere Grabstein weist in gleicher Anordnung eine weibliche Figur
mit vier Wappen auf: links oben zwei sich ansehende Halbmonde, rechts ein
Querbalken; links unten ein Halbmond, rechts ein Fisch. Von der Umschrift
ist das meiste verdorben: ... BEN GEBORNE V. TASTUNG ...B ... ESLEBEN
SELIGEN NACHGELASSENE WITTWE IN GOTT SELIG ENTSCHLA ...
Von den beiden Glocken enthält die größere mit 0,78 m Durchmesser
folgende Inschrift: ANNO MDCII DA GOS MICH MELCHIOR MOERINCK ZU
ERFFURTT V. D: M. I. E. (Verbum domini manet in aeternum.) Darunter und
darüber ein Akanthusfries. Es folgt an einer Seite ein Hansteinwappen, darüber
D. V. B., gegenüber ein Wappen mit zwei Flügeln, darüber MARGARETHA V. D.
Am unteren Rande: EHRE SEI GOTT IN DER HÖHE UND FRIEDE AUF ERDEN
UND DEN MENSCHEN EIN WOHLGEFALLEN. LUCA AM ANDEREN CAPITEL.
Die zweite Glocke mit 0,62 m Durchmesser ist 1856 von Heinrich Gabel in
Freienhagen gegossen.
Uder.
Großes katholisches Pfarrkirchdorf mit 1653 Einwohnern, 5 km westlich
von Heiligenstadt, an der Leine und am Aßbache, an der alten Heerstraße, die
1994 erwähnt wird. 1162 richtete Erzbischof Konrad von Mainz an die Ritter
ınd Einwohner in Udera einen Brief des Inhalts, daß Erzbischof Ruthard von
Mainz (1088—1109) dem Stifte Heiligenstadt die Kirche in Udera geschenkt habe.
Von dem im Dorfe sitzenden Rittergeschlecht (ein Zweig der von Rusteberg)
werden von 1189—1270 genannt: Thiderich von Othera, Otto und Burchard von
Udera, Dieterich und Erwich von Odera, genannt Knorren. 1227 erwarb das
Stift Heiligenstadt von den Gebrüdern von Udera 3 Hufen in Udra. Die von
Hanstein besaßen dort schon im Anfange des 13. Jahrhunderts !/, Hufe und einen
Hof, den Vitztum Helwig an das St. Katharinenkloster zu Eisenach, und dieses
wieder 1241 an den Vitztum Heinrich von Hanstein verkaufte. 1318 besaß der
Erzbischof von Mainz in Odera 20 Hufen, die Ober- und Untermühle und ein
Nigengut mit 4 Hufen, das Kloster Annrode und von ihm der Burgmann Knorre
auf Scharfenstein 8 Hufen. Die 20 erzbischöflichen Hufen waren im Besitz ver-
schiedener Bürger und Stiftsherren in Heiligenstadt. 1374 verpfändete Erzbischof
Adolf von Mainz sein Dorf Odera an die Hansteiner, denen es bis 1536 gehörte.
Als in jenem Jahre Kurmainz das Dorf Udra wieder von den Hansteinern ein-
löste, blieben in Udra 91/, Mann mit Gerichten, Diensten und Zinsen Hansteinisch.
1675 wurde der Gemeinde Udra von Kurmainz die Flur des wüsten Dorfes
Nuwesessen (lag nach der Lutter zu), 24 Hufen, von denen die Hansteiner den
Zehnten bezogen, zugemessen. Udra war Grenzdorf des Termineibezirks des
Göttinger Predigerklosters.
Die im östlichen Teile des Dorfes belegene Pfarrkirche ist dem heiligen
Jakob geweiht. Das heutige Bauwerk weist noch wesentliche Teile einer roma-
nischen Urkirche auf, etwa von der, die der Erzbischof Konrad — s. oben —
im Jahre 1162 erwähnt. Vermutlich stammen aus jener Zeit die beiden Bögen,
die das Kreuzschiff gegen Osten und Westen abtrennen. Deren Kämpferprofile
(s. Abb. 331) sind ausgesprochen romanisch, also spätestens aus dem 12. Jahr-
hundert. Auch die Längsmauern des Lang- und südlichen Querschiffs weisen