Dietzenrode. — Dingelstedt.
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hunderts bis 1294 den Grafen v. Gleichen auf Velseck. und Gleichenstein, dann
dem Erzbischof von Mainz. Das Gericht zu Dingelstedt wird zweimal erwähnt:
1309 übergab Ritter Ernst v. Lengefeld dem Kloster Reifenstein 5 Hufen zu
Tesfeld (bei Horsmar) im Gericht zu Dingelstedt (Duval, Eichsfeld, S. 541), und
1312 (13. November) bekennt der Vogt Konrad von Symerode auf Gleichenstein,
daß das judiceium Dingelstete durch seinen Mainzischen Richter Güter zu Weiden-
see dem Kloster Reifenstein zugesprochen habe (Mühlh. Urkdb. 5.532). Der
Gerichtsbezirk scheint die Grafschaft (Amt) Gleichenstein, den Bezirk des Bannes
Dingelstedt, umfaßt zu haben. Das Gericht soll bis zur Mitte des 16. Jahr-
hunderts in Dingelstedt gehegt worden sein. Von da an wurde es im Amthause
auf Gleichenstein abgehalten. 1793 wurde das Gleichensteinsche Gericht wieder
nach Dingelstedt verlegt. — Ins Reich der Fabel ist zu verweisen, daß in vor-
christlicher Zeit (nach Duval, Eichsfeld, S. 541) an der Stelle der Pfarrkirche
Donar verehrt worden sein soll. Das sogen. Götzenbild wurde später in das
Mühlhäuser Tor eingemauert, wo es bis 1845 zu sehen war. Auf einem festen
Steinblocke befand sich ohne alle Kunst, roh und unbeholfen, in halberhabener
Arbeit, eine menschliche Figur bis etwa zur Hälfte des Körpers.“ Von der Figur
ist keine Abbildung vorhanden. Nach Abbruch des Mühlhäuser. Tores brachte
man die Steine desselben an das Heiligenstädter Tor, und es wurde dann der
merkwürdige Stein, als man das Fundament zum Gottesackertore legte, mit in
die Erde versenkt. Die Flur von Dingelstedt war seit alter Zeit zehntpflichtig;
die Erzbischöfe von Mainz hatten den Zehnten dem Stifte Heiligenstadt geschenkt,
den 1460 Erzbischof Diether von Mainz bestätigte. Nach Dingelstedt nannte sich
eine adlige Familie, deren Glieder seit 1300 erscheinen. — Dingelstedt ist durch
Feuersbrünste oft heimgesucht worden: 1632 steckten Weimarsche Truppen den
Ort an, so daß der Teil von der Schenke an durch die Lange Gasse abbrannte.
1688 am 8. Mai brannte ‚der Ort fast gänzlich ab. 1838 am ersten Ostertage
sanken gegen 200 Häuser in Asche. Diese Unglücksfälle und die Drangsale,
welche der Ort im 30jährigen
und 7 jährigen Kriege zu erdulden
hatte, veranlaßten seine Ver-
armung.
Das Wappen des früheren
Marktfleckens Dingelstedt war ein
Beil, angeblich zur Erinnerung
an die alte Gerichtsstätte. Man
konnte das Beil bis in die Neu-
zeit an der Pfarrwohnung ein-
gehauen sehen; jetzt ist der Stein
mit dem Beile in die Garten-
mauer eingemauert worden. Bei I
der Erhebung Dingelstedts zur Stadt erhielt es ein neues Wappen und Siegel
(Abb. 19). Es stellt im blauen Felde einen starkbewurzelten Lindenbaum dar,
um dessen Stamm ein goldener Ring frei schwebt, hat die Umschrift: „* Siegel
der Stadt Dingelstedt“ und soll an die hiesige altgermanische Dingstätte
arinnern.