Full text: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Heiligenstadt

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Kreis Heiligenstadt. 
Die Pfarrkirche inmitten der Stadt, der heil..Gertrud geweiht, ist ein Neubau 
aus den fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts. 
Von der früheren Kirche scheint nur noch die alte Piscina zu stammen, 
die an der Sakristei eingebaut ist. Ferner ist der interessante alte Taufstein 
(Abb. 20) erhalten, dessen Inschrift lautet: ANNO 1694 IOES ADAM’ FROM 
PAROCHVS. 
Die sogenannte „kleine Kirche“, Mariae virginis, liegt eng eingebaut am 
Ostausgange der Stadt. Die Grundmauern sind zum Teil noch gotisch, während 
der Aufbau nach dem Brande von 1688 in Barockformen erneuert ist. Das 
Dach hat Mansardenform, während der an der Ostseite befindliche Turm eine 
achteckige spitze Haube in gerader Zeltform trägt; auf halber Höhe sind hier 
an der Spitze vier Uhrenhäuschen mit schlanken Giebelchen angeordnet. Am 
Turmunterbau ist ein offenbar nachträglich an- 
gebrachtes Kreuzrelief mit Bekrönung und ovalem 
Medaillon zu sehen; hierin die Inschrift: 
Me se:Dzs ACCyr 
TA PoLIL sInE: rInz 
TENEBIT. 
Dieser chronastische Hexameter bedeutet in wört- 
licher Übersetzung: Mich wird der im Himmel 
a3mpfangene Sitz ohne Ende aufnehmen. Die Jahres- 
zahl ist 1754. 
An gotischen Teilen ist noch erhalten: eben 
dieser Turmunterbau mit einem südlichen Anbau, 
der eine Treppe enthält; hieran ein spitzbogiges 
Portälchen. Gegen den Innenraum sowie diesen 
Anbau ist der Turmbau, der den Chor enthält, mit 
Rundbögen abgeschlossen, die zum Teil auch gotische 
Kämpferprofile aufweisen. Ferner finden wir ein 
gotisches Südportal mit einem Widderkopfe im 
spitzen Abschlusse. Der Türflügel ist ein geschickt 
gezeichnetes Kunstwerk der Empirezeit. Daneben 
eine anmutige Bildnische über einem Altare, beides reich mit gotischen Profilen 
geziert. Das hölzerne Muttergottesbild darin hat reiche Barockumrahmung. Dies 
ist die sogenannte „Maria im Busche“. 
Das Innere ist mit einem hölzernen Tonnengewölbe überdeckt, in das die 
Fenster stichbogenartig eingeschnitten sind. Der Chorraum weist ein Kreuz- 
gewölbe ohne Rippen auf. Zur Ausstattung gehören drei nicht sehr alte Holz- 
altäre mit Säulenausbildung von wenig schönen Formen. Im Turme findet sich 
3ine Spitzbogentür, auf der eine längere Inschrift aufgemalt ist. Es wird darin 
von den beiden Bränden der Stadt im 17. Jahrhundert und der wunderbaren 
Rettung des obengenannten Marienbildes Kunde gegeben. 
In der Stadt sind einige — infolge der häufigen Brände nur wenige — 
bemerkenswerte alte Profanhäuser zu finden. An der Unstrut liegt eine alte, 
noch heute betriebene Wassermühle, deren Gebäude als sehr stattlich ins Auge 
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