Full text: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Heiligenstadt

Freienhagen. — Fretterode. 
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Fretterode. 
Evangelisches Kirchdorf mit 275 Einwohnern, Filial von Wahlhausen, 11 km 
südwestlich von Heiligenstadt. 
Das Dorf wird zuerst 1120 erwähnt, wo eine domina Lucia dem Kloster 
Helmershausen das Dorf Frithewarderoth mit Kirche und Zubehör schenkt. Im 
Anfange des 14. Jahrhunderts gehörte das Dorf der Burgmannsfamilie von Ruste- 
berg auf Rusteberg. Die Hälfte des bei Fridewarterode gelegenen Bergwaldes 
Dorrenberg verkaufte 1323 der Vitztum Heinrich von Hanstein an Kurmainz, 
1338 schenkten die Gebrüder „de Geyslede‘“ einer Vicarie des Stifts Heiligenstadt 
den vierten Teil ihres Zehnts in Fretewerterode, den sie von dem verstorbenen 
Arnold von Rusteberg erworben hatten. 1362 klagte der Erzbischof von Mainz 
die Grafen von Schwarzburg an, daß sie Fridewarterode gebrandschatzt hatten. 
Das Dorf war damals noch Eigentum der Burgmannen zu Rusteberg. 1364 ver- 
kaufte Thilo von Rusteberg seine Hälfte an dem Wedegute zu Fredeworderode 
an die von Hanstein. Eine Hälfte des Dorfes war von denen von Rusteberg an 
die von Kerstlingerode gelangt. 1373 verkauften Otto und Tilo von Kerstlingerode 
auf ewige Zeiten das halbe Dorf Fredewerterode an die von Hanstein. 1376 
schädigte Landgraf Hermann von Hessen in einer Fehde durch Raub die armen 
Leute Thilos von Hanstein zu Fridewarterode. 1378 verpfändeten Otto von Ruste- 
berg und Hermann und Bernhard von Sooden für 90 Mark Silber ihr Teil an 
Fredewerterode an Werner von Hanstein. Da diese Pfandschaft uneingelöst blieb, 
so waren fortan die von Hanstein alleinige Herren des Dorfes. In der Flur von 
Freddewarterode besaß das Kloster Mariengarten 11!/, Hufen, mit denen es 1504 
den Landmann Hans Ringleb belehnte; 1537 verkaufte das erwähnte. Kloster 
diese 11, Hufen an die von Hanstein als freies Eigentum. Die Gemeinde 
Fretterode war in der Reformationszeit zur evangelischen Lehre übergetreten 
und wurde auch bei derselben gelassen, weil sie laut Bestimmung des West- 
fälischen Friedens am 1. Januar 1624 bei derselben und im Besitz der Kirche 
gewesen war; bereits 1602 war das Dorf Fredewerterode ein evangelisches 
Filialdorf von Wahlhausen. Da einige Einwohner des Dorfes katholisch geblieben 
waren, erbaute die geistliche Oberbehörde von 1680 bis 1682 auf einer kleinen 
Anhöhe nördlich des Dorfes, trotz der Einsprache derer von Hanstein als Erb- 
and Gerichtsherren, eine katholische (zur Parochie Gerbershausen gehörige) 
Kapelle und nach_1691 auch noch ein katholisches Schulhaus; dieses ist in der 
Mitte des 19. Jahrhunderts durch ein größeres ersetzt. — Der Name des Ortes 
bedeutet: „Das auf der Rodung des Frideward erbaute Dorf“. 
Die katholische Kapelle besteht aus einem rechteckigen Schiffe mit ab- 
gesetztem Sechseckchor, der mittels eines Triumphbogens angeschlossen ist. Kin 
kleiner Dachreiter vertritt die Stelle des Turmes. Das Innere ist mit einer flachen 
Decke abgeschlossen, die Ausstattung modern. Die beiden Glocken, die im Dach- 
reiter_ sehr schwer zugänglich angeordnet sind, haben 0,68 und 0,57 m Durch- 
messer und sind laut Inschrift im Jahre 1793 bezw. 1840 von Gabel in Freien- 
hagen gegossen. Im Dachstuhle findet sich eine hervorragend schön geschnitzte 
Figur des gekreuzigten Christus, dreiviertel lebensgroß.
	        
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