Full text: Sammelmappe Wilhelm Peßler

jer ungeheuren geistigen Bedeutung der Kunst: "Die Kunst ist eine 
Vermittlerin des Unaussprechlichen", 
Beim Worte Stil haben wir es mit zwei Bedeutungen zu tun, einer all- 
zemeinen und einer besonderen, Unter Stil_im_allgemeinen versteht man 
aäufig die durch einheitliche künstlerische Gestaltungskraft herbeige- 
führte Zusammenfassung innerhalb einer Kunstschöpfung, Noch kürzer und 
jeutlicher kommt dies in dem trefflichen Worte zum Ausdruck "Stil ist 
zebändigte Lebensfülle”", Im gleichen Sinne ist Goethes bekanntes Wort 
aufzufassen: 
‘Vergebens werden ungebundene Geister 
Nach der Vollendung reiner Höhe streben. 
In der Beschränkung zeigt sich erst der Meister, 
Ind das Gesetz nur kann uns Freiheit geben." 
Stil_im besonderen ist die Gemeinsamkeit einer Gruppe von Kunstschöp- 
fungen, sich äussernd durch bestimmte Gleichheiten von allgemeingülti- 
ger durchgehender Bedeutung, also eine bestimmte Grundrichtung_ der, Kunst 
Die allgemeingültige Gleichheit in der Kunstform ist der Ausdruck eines 
ganz bestimmten Geistes, einer ausgeprägten Grundrichtung der_Lebensauf- 
fassung, welche herrschend ist, Da aber diese Geistesrichtung, welche 
grössere Gruppen der Menschheit jeweilig gleichartig zusammenfasst, ei- 
nerseits nach Zeit und andererseits nach Raum und Volk verschieden ist, 
so sind dementsprechend auch die Kunststile verschieden sowohl nach Zeit. 
wie nach Raum und Volk. Dadurch gewinnen auch innerhalb der Stilkunde 
lie Begriffe "zeitgemäss" und "raumgemäss" grundlegende Bedeutung. Der 
Stil kommt sowohl in der Gesamtanlage des Kunstwerkes, wie in seinen 
ainzelheiten und namentlich in den einzelnen Ornamenten gleichmässig zur 
Geltung, 
"g.) Beschäftigung mit_der_Stilkunde, 
Beim Studium der Stilküunde kommt es darauf an, Wesen und Merkmale 
jedes Stiles klar zu erfassen; hierbei ergibt sich mehrfach eine gewis- 
se Schwierigkeit, weil ein Stil nicht immer auf eine bestimmte Zeit be- 
Schränkt ist, 
1.) Da manche Stilmerkmale. nach Jahrhunderten in Nachahmungsperioden_ 
wieder neu aufgenommen werden, so erscheinen sie zu verschiedenen, von 
ainander ganz getrennten Zeiten, 2.) Bei gleichen Formen ergeben sich 
noch weitere zeitliche Unterschiede geringeren Grades dadurch, dass 
während 
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