Full text: Luftschrauben-Untersuchungen der Geschäftsstelle für Flugtechnik des Sonderausschusses der Jubiläumsstiftung der Deutschen Industrie ([1. Heft])

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Luftschrauben-Untersuchungen usw, 
Systematische Versuche. 
‚. Versuche über den Einfluß radial veränder- 
licher Schraubensteigung. 
Bei den bisher von uns mitgeteilten Luftschrauben- 
Untersuchungen!) waren die Flügel immer »gerade« 
'prismatisch), die Flügelwinkel und -profile also auf allen 
Radien gleich. Um eigentliche Schraubenformen von 
verschiedener Steigung zu erhalten, genügt es nicht, 
jeste Flügel mit verschiedenem Wirkungswinkel gegen 
die Drehebene einzustellen, ‚sondern sie müssen, wenn 
nan nicht für jeden Versuch neue Flügel benutzen will 
oder kann, in sich selbst verwindbar sein. Dann kann 
man aber zugleich auch beliebige Übergangsformen 
zwischen der geraden und der eigentlichen Schraubenform 
herstellen und darüber noch hinaus Formen mit nach 
innen zunehmender Steigung erzeugen, 
Fig. 32 Taf. I zeigt die benutzte Konstruktion. Hölzerne 
Profilscheiben sitzen drehbar auf dem durchgehenden 
Stahlrohrarm des Flügels; die äußerste Profilscheibe ist 
nit diesem Arm fest verbunden; die innerste ist an einem, 
auf dem Arm besonders feststellbaren Flanschenstück 
sefestigt; man kann sie beliebig gegen die äußere ver- 
drehen. Durch sämtliche Scheiben läuft außerdem eine 
5tellstange, die bei Verdrehung windschief zum Rohr- 
arm gerichtet wird und alle Zwischenscheiben in gleich- 
mäßigen Winkelunterschieden festhält. Sie erleidet dabei 
»ne kleine schraubenförmige Verbiegung derart, daß 
hre Mittellinie in radialer Projektion als Kreisbogen 
erscheint. Vernachlässigt man die kleinen Pfeilhöhen 
dieses Bogens, was zulässig ist, da es sich höchstens 
um rund 20° Bogenlänge, entsprechend der Verdrehung, 
handelt, so läßt sich das hervorgebrachte Verdrehungs- 
gesetz in einfacher Form ausdrücken: es ist sin a = 
—=H-— B-.r, worin « den Steigungswinkel auf einem 
beliebigen Radius 7, X und B Konstante bedeuten, die 
von der jeweiligen Einstellung abhängen. Wie eine 
nähere Untersuchung leicht zeigt, kommt darin die 
zeine Schraubenform 7. tang « — konst. mit guter An- 
ıaäherung vor, wenn man den Flügel nicht ganz bis zur 
Nabe fortsetzt. Wir bezeichnen die auf die Sehne be: 
zogenen Stellungswinkel außen und innen jetzt als &x,, 
ınd &„. Ihr Unterschied &,; — &,„ ist das unmittelbare 
Maß der jeweiligen Verdrehung. Stellt man nun bei 
rgendeinem &,, den inneren Winkel so ein, wie es das 
Gesetz der Schraubenfläche verlangt, so beträgt die größte 
Abweichung von diesem Gesetz in der Mitte des Flügels 
dei den größten vorkommenden Verdrehungen nur etwa 3°. 
Man ist also in der Lage, sowohl eine Folge verschiedener 
‚reiner« Schraubenformen mit konstanter Steigung (be- 
zogen auf die Sehnenrichtung der Druckseite), als 
auch beliebige Zwischenformen mit radial veränderlicher 
Steigung einzustellen, 
Die Bespannung der Flügelfläche mußte, um die 
Verdrehung zuzulassen, natürlich nachgiebig sein. Trotzdem 
zlatte Flächen zu erhalten, war die Hauptschwierigkeit. 
Als geeignet erwies sich ein Bezug mit Drahtgewebe, 
das bei hoher Dehnbarkeit doch eine steife Unterlage 
bildet, um einen durch dünne Blechstreifen darauf be- 
festigten Ueberzug aus Flügel-Stoff gegen Einbeulen 
durch den Luftdruck zu unterstützen. Die Bespannung 
oleibt dadurch im Betriebe vollständig glatt und straff, 
wie man in Fig. 33 und 34 sehen kann. Nur beim 
Zurückstellen von stark verdrehter Form mußten leichte 
Falten durch etwas Nachspannen beseitigt werden. 
Aohle Wölbungen sind natürlich schwerer glatt zu be- 
;pannen als konvexe, weil die Spannung den Stoff ab- 
xuheben sucht. Zuerst wurde deshalb ein Profil mit 
>bener Druckfläche gewählt. Doch ist später auch bei 
zonkaver Druckfläche der Versuch vollständig gelungen. 
Die Stoffoberfläche ist natürlich nicht ganz so glatt wie 
ler Blechbelag bei den geraden Flügeln, Die etwa 
ı mm weiten Maschen des Drahtgewebes zeichnen sich 
an den Druckstellen allmählich durch leichte Eindrücke 
3 
WIg, 33, 
ıb. Wie Vergleiche zeigen, haben aber die kleinen Unter- 
schiede der Oberflächenbeschaffenheit keinen merkbaren 
Zinfluß. 
Des Vergleichs mit den früheren .Formen wegen ist 
an diesen ähnliches Profil gewählt worden; es ist gleich 
lem der Flügel IIa, Fig. 15, nur ist die Wölbung der 
Druckseite zunächst geradlinig ausgefüllt worden, das 
Profil hier also durch die Sehne begrenzt. Damit ist 
den Versuchserfordernissen ein gewisses Opfer gebracht. 
Fig. 34. 
Die Flügel sind noch etwas dicker als die bisherigen, 
ıicht verdrehbaren, was sich in den Leistungszahlen 
zeltend macht. Doch konnte es hier überhaupt weniger 
uf hohe Güte an sich ankommen als auf eine Übersicht 
ler durch die Verdrehungen auftretenden Verschiebungen 
n den Leistungsgrößen. 
Zum Ausgangspunkt für die durchzunehmenden Ver- 
JIrehungen wurde eine Folge von sechs »reinen« Schrauben- 
ormen gewählt mit von O0 ab um je 20 °% wachsendem 
;teigungsverhältnis. Folgende Übersicht zeigt die dem- 
ıntsprechenden Winkel &,, und &.; auf dem äußeren und 
aneren Radius: 
x ., HA 
Steigungsverhältnis ZB Oo 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 
%.2 auf R= 1,785 m, Grad 0 3,6 7,2 10,8 14,3 17,6 
x,; auf R,== 0,785 m, Grad 0 38.2 16,1,23,5 30,1 35,9 
Verdrehung &,; — &a, Grad 0 4,6 8,9 12,7 15,8 18,3 
Um zu diesen Schrauben von konstanter Steigung 
ı1och eine Reihe von Zwischenformen mit radial verän- 
Jlerlicher Steigung zu erhalten, wurden einerseits die Ver- 
1) Zitschr. f. Fl. u. M. 1010 Heft 22 u. 2
	        
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