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Dr.-Ing. F. Bendemann
ind, kann man auch die Änderungen der Wirkung gesetz-
mäßig verfolgen.
Wir hatten früher bei der Aufstellung unseres syste-
matischen Versuchsplanes an Hand eines allgemein
gewählten Formbeispiels (Fig. 6) eine Art der Fest-
legung gewählt, welche praktisch entschieden zweck-
näßig und an Genauigkeit durchaus hinreichend erscheint,
lie aber trotz einer ziemlichen Anzahl von Bestimmungs-
größen die Formen doch noch nicht eigentlich exakt fest-
zulegen vermochte. Dabei ließen sich die Elemente vor
allem noch nicht unabhängig voneinander variieren;
Saug- und Druckseite, Winkelgrößen, Abrundungen, Ge-
samthöhe usw. stehen offenbar miteinander in geometri-
schem Zusammenhang, dem man aber keinen mathemati-
schen Ausdruck zu geben vermochte. Schließlich hätten
ınabhängige Bestimmungsgrößen in solcher Anzahl auch
zu viele Variationen verlangt, als daß man sie experimentell
ıätte erledigen können. .
Bei der weiterhin damals aufgestellten Übersicht der
nauptsächlich in Betracht kommenden Profilformen waren
aur diejenigen einfach und exakt bestimmbar, die
sich aus zwei Kreisbögen (deren einer im Grenzfall eine
Gerade sein kann) zusammensetzen, also die Kreissichel-
Drofile mit scharfen Kanten auf beiden Seiten. Sie sind
lurch zwei Parameter zu kennzeichnen, als die man die
Pfeilhöhen oder die Radien der beiden Kreisbögen oder
ıuch die Tangentenwinkel an den Kanten wählen kann.
Hält man die Untersuchung von acht verschiedenen Wöl-
dyungsmaßen auf beiden Seiten für ausreichend, so sind
in Berücksichtigung, daß die Druckseite nicht flacher
sein kann, als die Saugseite, 8! = 36 verschiedene Formen
durchzunehmen. Die scharfe Eintrittskante widerspricht
den Anforderungen der oben dargelegten Flügeltheorie.
Aber im Hinblick auf die Gepflogenheiten der Praxis be-
sonders im Schiffbau, zur Sicherung weiterer Schluß-
lolgerungen und in Anbetracht der. notwendigen Verschie-
lenheit der Strömung an kreisenden Flügeln, von dem
für gradlinige Bewegung‘ berechneten Vorgang ‚schien es
geboten, durch einige systematische und einigermaßen
vollständige Versuchsreihen das Bereich dieser Formen
aufzuklären. Die Ergebnisse wurden schon oben mit-
zeteilt,
An Formen mit vorderer Abrundung bieten sich
zunächst die durch drei Kreisbögen bestimmten »Keil-
iormen« (Fig. 76 und 77). zu einfacher geometrischer Fest-
mitte zu gerückt wird; und damit beginnt die Schwierig-
zeit einer exakten Festlegung durch wenige, einfache Be-
timmungsgrößen. Man kann mit dem Verhältnis der
rößten Dicke (S) zum vorderen Abrundungshalbmesser
S.), mit ihrer Lage (B;) in bezug auf die Flügelbreite
B) im Verein mit den Winkeländerungen (d, €) Scharen
‚on Kombinationen willkürlich zusammenstellen, ohne
liese Größen doch ganz unabhängig voneinander wählen
zu können.
Unsere bisher beste Form (Nr. V) fiel in diese Gruppe.
Keilformen wurden noch nicht untersucht; Formen mit
vorderer Zuschärfung hatten durchweg verschlechterte
Nirkungen gebracht. a
Eine geometrisch bestimmte und zugleich der hydro-
Iynamischen Bedingung endlicher Strömungsgeschwin-
ılgkeiten an allen Punkten theoretisch genügende Kurven-
;attung hat nun N. Joukowsky (Moskau) neuerdings ge-
unden, und unlängst!) hat er eine kurze Anweisung, zu
hrer Konstruktion veröffentlicht. Der einfachere Sonder-
all eines nach Saug- und Druckseite symmetrisch ge-
ormten Profils hat nach Fig. 5 der angezogenen Arbeit
inige Ähnlichkeit mit der erwähnten ebenen Keilform
Fig. 76), doch ist der Kopf etwas parabolisch gestaltet
ind nach hinten sind die Keilflanken beide etwas gegen
lie Mittellinie des Profils eingezogen, also die Druckseite
eicht nach oben, und auffallenderweise die Saugseite
‘benso nach unten gewölbt. Die allgemeinere, unsymme-
rische Form besitzt drei Parameter, und ihr Charakter
ntspricht (nach Fig. 4 S. 3) ziemlich den Vorstellungen,
lie man sich seit Lilienthals Versuchen über günstige
°rofilformen macht.
Die angegebene Konstruktion ist nicht einfach. Es
st keine »Konstruktion« im gewöhnlichen Sinne, sondern
je verlangt punktweise Berechnung nach Größen, die
nan aus einer Konstruktion abgreift. Was aber die prak-
ische Anwendung besonders erschwert, ist der Umstand,
laß die schließlichen Koordinatenwerte der Kurvenpunkte
lurch eine Kette transzendenter Funktionen von den ur-
;prünglich gewählten Parametern abhängen. Es scheint
leshalb schwierig zu übersehen, wie man die Wahl unge-
ähr treffen muß, um z. B. eine aus Festigkeitsrücksichten
aindestens nötige Dicke innezuhalten. Es bleibt nichts
ibrig, als eine Reihe von Beispielen probeweise durchzu-
<onstruieren. Der praktische Konstrukteur wird sich
nicht leicht auf solche Konstruktionen einlassen.
Joukowsky stellt die Mitteilung von Modellversuchen
nit solchen Formen in Aussicht ; und es erscheint angezeigt,
solche Profile auch als Schraubenflügel zu untersuchen,
obgleich die hydrodynamischen Grundlagen ihrer Kon-
struktion dabei jedenfalls nicht mehr ganz maßgebend
sein werden. Um so mehr scheint es geboten, auch ein-
facher bestimmbare Formen aufzusuchen und den Ver-
suchen zu unterwerfen. Einige solche Formen werden
im folgenden angegeben. Sie schließen sich in einigen
Punkten so gut an praktisch bewährte Formen an, daß
3äin kurzer Überblick darüber hier am Platze sein wird.
ala
47° 76
= 5°
/- Je
Vi
Einige geometrisch einfache, parabolisch ab-
gerundete Flügelprofile.
Die Formen sind also, abgesehen von der Bedingung
‚arabolischer Kopfform, ohne nähere Rücksicht auf die
ıydrodynamische Theorie aufgestellt. Sie sollen nur
2 möglichst einfacher und unmittelbar berechenbarer
Veise die gewünschten Zusammenhänge zwischen den
"ormelementen herstellen. Die gefundenen Formen lassen
;ich leicht so wählen, daß sie bestimmten äußeren Bedin-
(egung dar. Ihre im Grenzfall ebenen Wölbungen können
von gleichem Halbmesser sein; dann liegt die Form durch
Wahl dieses Halbmessers und der Abrundungsdicke S, oder
des Kantenwinkels am Austritt (£ — 0) fest. Dieser Winkel
und die Dicke des Flügels kann so klein gemacht werden,
als praktisch möglich. ‚Aber das theoretische Erfordernis
parabolischen Charakters der Kopfform ist nicht erfüllt.
Es verlangt, daß die größte Dicke S mehr nach der Profil-
1) Ztschr, f. Fl. u. M, 1910, Nr. 22, S. 2%