Full text: Berichte der Geschäftsstelle für Flugtechnik des Sonderausschusses der Jubiläumsstiftung der Deutschen Industrie für 1911-1912 ([2. Heft])

Luftschrauben-Untersuchungen usw. 
;teht also eine Serie von vier verschiedenen Formen mit 
:unehmender Druckseitenwölbung. In Fig. 86 sind die 
Profile zusammengestellt, die wir jetzt mit Nr. ı bis 4 be- 
‚zeichnen wollen. 
Die Versuchsaufnahmen zu Nr. 1 und 4 sind bereits 
rüher in Fig. 57 (Flügel 6, AOR%) und 62 (Flügel 6, eOk) wieder- 
zegeben. Fig. 87 und 88 enthalten nun die Messungs- 
argebnisse mit den neu eingeschalteten Zwischenformen 
Xr. 2 und 3 in der üblichen Weise. In Fig. 89 und 90 
ind dann die interpolierten P- und M-Kurven für die 
etzt zu betrachtenden Formen I bis 4 zusammengestellt ; 
“ig. 91 stellt schließlich die Vergleichswerte der Kraft- 
wusnutzung € und des Gütegrades &, abhängig vom Anstell- 
vinkel a,, in bekannter Weise zusammen. 
Beim Vergleich der Kurven ist im Auge zu behalten, 
laß die Form Nr. 3 schon ziemlich nahe an die stärkst 
zewölbte, Nr. 4, herankommt. Das Wölbungsverhältnis: 
“Jügelbreite B zur Wölbungstiefe T beträgt 
bei Flügel Nr.z 2 3 4 ; 
vuf zZ = © 36 16 12,19) 
) 
merkliche Verschlechterung der Kraftausnutzung ein, die 
jei a, = 3° etwa 3% für je ı mm Verdickung ausmacht. 
Bei a; = 6° sind es noch etwa 2% auf ı mm; bei 9° ver- 
schwindet der Einfluß ziemlich. 
Demnach kann es sich bei Kantendicken bis zu 1,5 mm, 
wie bei unseren Sichelprofilversuchen, nur um Differenzen 
von wenigen Hundertsteln in der Kraftausnutzung und auch 
ıicht wesentlich mehr im Gütegrad handeln, Unterschiede, 
die also fast noch in den Fehlergrenzen der Versuche über- 
haupt liegen; und bedeutende Gewinne, wie man sie viel- 
eicht vermuten könnte, sind durch eine ideale, messer- 
scharfe Kantenausbildung jedenfalls nicht zu erzielen. 
Welche Rolle die Vorder- und die Hinterkante für 
sich spielen, ist durch solche Versuche natürlich nicht zu 
antscheiden. Man kann nicht eine der Kanten allein ver- 
;tärken, ohne die Profilform überhaupt wesentlich zu ver- 
ändern; denn man müßte zugleich eine Änderung der 
Kantenwinkel zulassen, und das würde die Verhältnisse 
unklar machen. 
Man kann aber auf Grund der von uns früher erörterten 
aerodynamischen Gesichtspunkte!), nach denen von ver- 
lickter Vorderkante eine günstige, Widerstand vermin- 
lernde Wirkung zu erwarten ist, die Vermutung aus- 
sprechen, daß es dieser Gewinn ist, der die jedenfalls 
schädliche Wirkung verdickter Hinterkanten anfangs kom- 
jensiert oder sogar überwiegt, bis bei einer Verdickung 
von mehr als etwa 5mm kein genügender Gewinn an 
ler Vorderkante weiter eintritt und der immer stärker zu- 
nehmende Austrittsverlust den Ausschlag gibt. 
Somit enthalten die Versuche eine deutliche Bestäti- 
zung der Kuttaschen Schlußfolgerungen, auf denen 
ir damals fußten. 
Die Zunahme der Schraubendrücke entspricht, wie 
nan aus Fig. 131 sieht, ungefähr der Wölbungszunahme. 
5tellt man die Werte von p als Funktion von = dar, so 
>rhält man in dem praktisch in Frage kommenden Bereich 
zwischen a; = 5° bis 20° ziemlich gerade Linien. Bei 0° 
;eigt sich indessen eine Abweichung: hier ist mit der Wöl- 
»yung von Nr.3 ein Höchstwert des Schraubendruckes 
>rreicht, weiter verstärkte Wölbung bei Form 4 ergibt 
ine Abnahme. Ebenso nimmt bei großem a, die Steigerung 
les Schraubendruckes mit der Wölbungszunahme ab. 
Die Kurven der Drehmomentswerte Mt in Fig. 90 
‚eigen nicht ganz entsprechende Verhältnisse. Die Werte 
ı1ehmen im Bereich von 5 bis 20° des Anstellwinkels zwischen 
ien Kurven 3 und 4 weniger stark zu, als es der Wölbungs- 
nahme und der Steigerung zwischen Nr.ı, 2 und 3 
‚radlinig entsprechen würde. Dieser Einfluß ergibt in den 
Curven Fig. gr eine eigentümliche Unregelmäßigkeit in 
ler Reihenfolge der Kraftausnutzung und des Gütegrades 
)ei den vier Formen. Während von Nr. ı bis 3 diese Wert- 
‚ahlen abnehmen, die Wölbung also bis dahin eine Ver- 
Chlechterung der Form bedeutet, hört mit weiter ver- 
tärkter Druckseitenwölbung dieser ungünstige Einfluß 
uf, die Kraftausnutzung bleibt bei Nr. 4 nahezu die gleiche 
vie bei Nr. 3 und der Gütegrad steigt sogar wieder bis 
ast auf die Höhe von Nr. ı an. 
Dieses Ergebnis ist überraschend und mutet besonders 
‚eim Anblick der &-Kurven etwas unwahrscheinlich 
.n. Indessen besteht, obwohl zwischen der Untersuchung 
ler Formen I und 4 und der von 2 und 3 ein längerer Zeit- 
aum lag, doch kein Grund, an der Zuverlässigkeit und der 
eelativen Richtigkeit der Versuchsreihen zu zweifeln, denn 
»s sind in der Zwischenzeit keinerlei Veränderungen an den 
Meßapparaten vorgenommen worden. Auch die Flügel- 
ormen sind mit Bezug auf die Saugseite sehr genau gleich 
veblieben. Veränderungen, wie sie bei hölzernen Schrauben 
lurch Verziehen und Schwinden manchmal eine große 
Rolle spielen, können bei dieser Flügelkonstruktion (vgl. 
*ig. 44 bis 48, 1911) kaum vorkommen. Es wurde immer 
lerselbe Versuchskörper benutzt und nur die Druckseite 
6. Versuche über den Einfluß der Druck- 
seitenwölbung bei sonst gleichen Sichelprofilen. 
Serie IX. 
Bei den unter Nr. 4 mitgeteilteh Versuchen mit Kreis- 
sichelprofilen war einerseits (Serie kOk) stets die (möglichst 
geringe) Dicke des Flügelprofils unverändert geblieben; 
es war gewissermaßen ein Flügelblatt von gleichbleibendem 
Querschnitt aus der zuerst auf einer Seite ganz ebenen 
Kreissegmentgrundform allmählich, in 6 facher Abstufung, 
immer stärker durchgebogen worden. Anderseits (Serie cOk) 
waren die sechs verschiedenen Formen aber auch mit 
viederum zur Ebene ausgefüllter Druckseite untersucht 
worden. Somit waren hinsichtlich der Druckseite nur 
arst die Grenzfälle in Betracht gezogen: möglichst starke, 
der gar keine Wölbung. 
Dabei blieb die Frage offen, in welchem Grade die 
Wölbung der Druckseite allein an der Verschiebung der 
Leistungsverhältnisse beteiligt ist, die sich bei diesen 
Formen ergab. Wir sahen nur, daß die starke Wölbung 
der Druckseiten, ebenso wie die Wölbung der Saugseiten 
an sich schon, dahin wirkt, das Arbeitsvermögen der Schraube 
beträchtlich zu steigern, und zwar in einer durchaus günstigen 
Weise: die Flächenausnutzung wuchs mit zunehmenden 
Wölbungen beträchtlich, ohne daß der Gütegrad sich 
zerminderte. 
Um nun einen Anhalt dafür zu bekommen, in welchem 
arade verschieden starke Wölbungen der Druckseite in diesem 
>»inne wirken, wurden bei dem Flügelpaar Nr. 6 (vgl. die 
Zahlentafel S, 28 des Berichtes von 1911) zwei Zwischen- 
"ormen hergestellt, bei welchen die Saugseitenform un- 
verändert gelassen wurde (Pfeilhöhe des Kreisbogens 45 mm 
»e1 400 mm Breite), die Druckseite jedoch nach Kreis- 
»Jögen, einmal von Ir und einmal von 25 mm, gewölbt 
wurde. Mit den früheren zwei Grenzfällen zusammen ent- 
1) Die Maßangaben in der erwähnten früheren Tafel sind beim 
\bdruck in der Zeitschrift für Flugtechnik u. Motorluftschiffahrt 
1911, Nr. 12) auf Grund nachträglicher, genauerer Aufmessungen 
jerichtigt worden; wir konnten erst mit Hilfe der inzwischen 
construierten »Meßbank« die geringen Abweichungen der tatsäch- 
ich ausgeführten von der beabsichtigten Flügelform mit aus- 
eichender Schärfe messen. Die Unterschiede sind sehr gering und 
ür die Beurteilung der früheren Ergebnisse ohne Belang. 
l) Ber. 1011, S. 26
	        
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