Full text: Berichte der Geschäftsstelle für Flugtechnik des Sonderausschusses der Jubiläumsstiftung der Deutschen Industrie für 1911-1912 ([2. Heft])

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Luftschrauben-Untersuchungen usw. 
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bald auch bei dieser Form durchweg vorhanden ist 
und bei diesen auch recht genau nach dem Nullpunkt 
führt. Hier, bei + 4°, geht die in den Versuchspunkten 
enthaltene gerade Linie schon nicht mehr genau durch den 
Nullpunkt, sondern schneidet auf der Oı:dinatenachse ein 
negatives Stück ab. Der Versuch läßt sich also schon 
nicht mehr in der üblichen einfachen Weise durch PD = 
(P/n?) zo? ausdrücken, Bei der Kurve für a;==0° und 
den vier folgenden bis zu — 14° bemerkt man noch deut- 
lichere Abweichungen vom gradlinigen Verlauf. Die Kurven 
zeigen sogar eine doppelte Krümmung ziemlich verwickelter 
Art. Bei allen tritt in gleicher Weise ein relatives Maximum 
der p-Werte auf und bewirkt z. B. bei der Kurve a; = — 12°, 
daß P zuerst, bei niedrigen Drehzahlen, negative Werte 
annimmt, der Schraubendruck also nach rückwärts ge- 
richtet ist; dann, bei (n/100)* = 12, d. h. bei n=— 350, wird 
P vorübergehend gleich Null, um weiterhin wieder negativ 
zu werden, 
Auch die M-Linien weichen für diese Winkelstellungen 
erheblich von geraden Linien ab; aber in einfacherer Weise: 
1 wächst anfangs schneller, später langsamer, als es der 
Proportionalität entsprechen würde. Die kleinsten Werte 
von MM treten bei a, =—6° auf, also bei einer Stellung, 
die noch durchweg positives pP ergibt. In der neutralen 
Stellung, wo pP gleich Null wird, also in der Nähe von 
— 129, ist MM schon wieder gewachsen und ungefähr ebenso 
zroß wie bei MM — 0%, Bei a; = + 4° ist die Krümmung 
der M-Kurven schon erheblich schwächer geworden; bei 
weiter zunehmendem positiven Anstellwinkel verschwindet 
3zie bald so vollständig, daß man sie nicht mehr feststellen 
ann. 
Bei allen auch nur einigermaßen guten Formen ist, 
wie bemerkt, diese Erscheinung überhaupt nicht oder doch 
aur in so winzigem Maße aufgetreten, daß man kein Be- 
lenken tragen konnte, die Versuche in der einfachen Weise 
lurch P und IM wiederzugeben. 
Wir möchten aber doch auch die Möglichkeit haben, 
solche Abweichungen in unseren gewohnten pP- und 2V{- 
Kurven zum Ausdruck bringen. Sonst müßte man 
jeden einzelnen Versuch nach Art der Fig. 131 für sich 
darstellen, und es wäre kein Überblick zu erhalten. Wir 
sestimmen deshalb für einzelne Punkte der P- und M- 
Linie die je einer bestimmten Drehzahl zugehörigen Werte 
von 10*P/n? = p und 10*M/n? — M und benutzen sie 
in der aus Fig. 132 ersichtlichen Weise: Für die gewählten 
Drehzahlen ergeben sich gesonderte P- und M-Kurven, 
die für die betreffenden Drehzahlen gültig sind. In Fig. 132 
ist das für %n= 350 und %” == 400 geschehen. Außerdem 
ist eine Kurve für » = 0 eingetragen, die daraus entstanden 
ist, daß in Fig. 131 im Nullpunkt Tangenten an die p- 
bzw. MM-Kurven gelegt worden sind, deren KRichtungs- 
winkel einen Grenzwert für pP bzw. 21T ergibt. Es ist für 
pP ein unterer, für MT eine oberer Grenzwert, 
Bei der Flügelform X 6a (Fig. 122) war dieses Ver- 
jahren schon angewandt. Dort sind für % = 200 und % = 300 
getrennte P- und M-Kurven eingetragen. 
In beiden Fällen sind die Unterschiede für negative 
Anstellwinkel sehr groß. Bei a;=0 ist die Abweichung 
schon ziemlich klein geworden und von etwa 4° ab ist sie 
bei X 6a vollständig verschwunden. Bei XIz2a hält sie 
oedeutend länger an; in IM verschwindet sie weit früher 
als in p. Bemerkenswert ist ferner, daß es beide Male nur 
die Formen mit gewölbter Druckseite sind, welche die 
Unregelmäßigkeit zeigen. Die entsprechenden eben aus- 
zefüllten Formen sind davon frei, obwohl sie gleich über- 
triebene Saugseiten besitzen. Es scheint also, daß erst 
die gewölbte Druckseite in Verbindung mit übertrieben 
hochgewölbter Saugseite zu den Abweichungen Anlaß gibt. 
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Wir haben, wie bemerkt, auch bei anderen Formen 
rüher schon einige Male leichte Andeutungen ähnlicher 
\bweichungen bemerkt: die P- und M{-Linien schienen 
licht genau durch den Nullpunkt zu gehen und man war 
m Zweifel, wie weit man das Versuchsfehlern zuzuschreiben 
ıatte. Tarierungsfehler der Wage, durch welche p ge- 
nessen und ein Nullpunktsfehler bzw. eine Verschiebung 
'er Skala, an welcher 1 abgelesen wird, konnten vielleicht 
nn den Unstimmigkeiten im Nullpunkt schuld sein. Wir 
vissen jetzt, daß derartige Abweichungen vorkommen 
:Önnen, und zwar derart, daß die P-Linien auf der Ordinate 
7;==0 einen. kleinen negativen Wert, die M-Linien einen 
‚ositiven Wert angeben. Wir werden Abweichungen dieser 
\rt also nicht, wie man zuerst dachte, schlechthin als 
zeibungseinfluß bezeichnen können. Ein solcher wird im 
’rinzip ja auch vorhanden sein, aber wir sehen an diesem 
7all, daß doch auch ganz verschiedene Strömungsvorgänge 
ın derselben Schraube auftreten können, wenn die Dreh- 
'ahl wechselt. 
Gütegrad und Kraftausnutzung sind bei den Bogen- 
reilformen 2 und 2a erheblich schlechter als bei den scharfen 
‘ormen. Das steht mit den schon früher gemachten Wahr- 
ıehmungen im Einklang und bringt an und für sich nichts 
veues. 
Das Verfahren zum Aufmessen fertiger 
Schrauben oder Flügel. 
Sehr geringe Ausführungsfehler können, wie wir be- 
‚sonders bei Serie VI gesehen haben, schon von beträcht- 
ichem Einfluß sein, wenn sie Unstetigkeiten im Krüm- 
nungsverlauf der Flügelflächen erzeugen, während viel 
‚uffallendere und leichter meßbare Unterschiede der Dicke 
ınd der Abrundung des Profiles nur wenig ausmachen. 
J)eshalb ist es wichtig, der genauen Aufmessung der fertigen 
“ügel stets besondere Sorgfalt zu widmen. Die fertigen 
"Jlügel weichen öfters in Kleinigkeiten von den beab- 
ichtigten Formen ab. Vollständige Genauigkeit ist, 
olange die einzelnen Flügel durch Handarbeit hergestellt 
verden, nicht zu erreichen, weder bei Ausführung in Holz, 
ıoch, wie bei unseren bisher besprochenen Flügelelementen, 
n Blechkonstruktion auf eingelegten Profilhölzern. Schon 
ader einzelne Flügel weist geringe Ungleichheiten zwischen 
ien Profilen auf verschiedenen Radien auf. Wir haben 
jaher stets jeden der beiden Flügel an drei Punkten nach- 
remessen und aus den gewonnenen sechs Profilaufnahmen 
las mittlere Profil gebildet. Dabei sind die Meßpunkte 
uf Grund bekannter theoretischer Anschauungen so ge- 
vählt, daß sie den Angriffspunkten gleicher Luftwider- 
tandskräfte entsprechen, also nicht in gleichen radialen 
‚bständen. Vielmehr ist der ganze Flügel in drei Stücke 
‚erlegt gedacht, von denen jedes den gleichen Beitrag 
um Luftwiderstand liefert. In den Angriffspunkten jedes 
lieser drei Stücke wurde die Aufmessung vorgenommen. 
5o ist erreicht, daß mit hinreichender Annäherung das 
atsächlich wirksame mittlere Flügelprofil erfaßt wurde. 
Das neue Aufmeßverfahren, das wir schon im vor- 
ihrigen Bericht kurz beschrieben haben, hat sich bei 
ınesen Arbeiten ausgezeichnet bewährt. Wir tragen der 
amals gegebenen schematischen Darstellung jetzt in 
Hg. 134—I137 noch eine konstruktive Zeichnung unserer 
Meßbank« nach, deren Anwendung nach dem früher Gesag- 
en leicht verständlich sein wird. Der radial verschiebbare, 
eweils am aufzumessenden Radius feststellbare Schlitten 
rägt eine Holztafel, die man in beliebiger Lage feststellen 
zann, wie es die Lage des aufzumessenden Schrauben- 
rofiles erfordert. Daß der Ausschnitt dieser Holztafel 
nit einer Seite an der Profilsehne anliegt (wie früher an- 
vegeben), ist nicht wichtig, da man den Sehnenwinkel 
uch ohnedem sicher genug erhält. Die Kreisscheibe zum 
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