Full text: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Grafschaft Wernigerode

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Wernigerode. 
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ist, dieser Straßenzug sich enge zusammenschnürt und sich mühsam vom Markt 
bis zum Westerntore hindurchwindet. . Wir erkennen daran, daß die recht alte 
unter den Harzbergen sich hinziehende Verkehrsstraße in den hier befindlichen 
Bauernhöfen ein Hindernis fand.‘ Jene Höfe waren also älter als der in der 
westöstlichen Richtung sich entwickelnde Verkehr. Was von den Ritterhöfern 
nach Osten und von der ursprünglich bis an das Osttor der Altstadt reichenden 
Heide nach Süden übrig blieb, war das letzte Drittel der Altstadt, das Hoge- 
werks-, Hohewegs- oder seit dem 30 jährigen Kriege das Burgstraßen- 
Viertel. Als das jüngste und nach dem festen Plane eines mächtigen Willens 
— dem eines Grafen Adalbert I. von Wernigerode und seiner nächsten Nach- 
folger — angelegt, erweist es sich schon durch die geradlinig verlaufenden 
Straßen. Wenn es später auch als das Kaufmannsviertel erscheint, so wird sich 
das und die Bezeichnung Hoheweg (engl. highway) wohl als Handels- oder Kauf- 
mannsstraße erklären lassen. Hohe Häuser wird das „Hogewerk“ auch gehabt 
haben, aber die große Feuersbrunst des Jahres 1751 hat keines der älteren Häuser 
auf unsere Zeit kommen lassen. 
Schon seit Mitte des 16. Jahrhunderts nahm die Bedeutung der Stadt- 
bewehrung ab, nach 1867 war Wernigerode keine geschlossene Stadt mehr und 
die Torwache hatte aufgehört. Seit den dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts 
begannen die alten von Rinnsalen in der Mitte durchflossenen Straßen mit den 
schräg abfallenden Bürgersteigen — vgl. unser „Alt - Wernigerode“ Tafel V — 
regelmäßig gepflasterten Straßen zu weichen. 
Von den 22 Mauertürmen der Altstadt waren die meisten nach der inneren, 
der Stadt zugekehrten Seite offen, einige jedoch, weil und so lange sie besonderen 
Zwecken dienten, geschlossen, so der starke hinter dem S. Nikolaihof gelegene 
Gefangenenturm (1489), der genau nach vier Jahrhunderten durch Dynamit gesprengt 
wurde. Östlich davon, da wo die Neustädter Mauer mit der Altstädter zusammen- 
stieß, befand sich ein kleinerer alter Gefangenenturm, der im Jahre 1503 als 
Gefängnis Thomas Hilleborchs, des Erbauers des späteren Rathauses, diente, dessen 
Namen bewahrte und später dem Bürgermeister Jakob Lutteroth (+ 7. Aug. 1593) 
zur Benutzung überlassen wurde. Abgesehen von dem in den sechziger Jahren 
abgetragenen Findteysenturm „am Platz“ auf der Heide, der noch bis zuletzt 
bewohnt war, ist noch des merkwürdigen in der südlichen Stadtmauer der Aus- 
mündung von „Ritterhöfen‘“ und Marktstraße gegenüber gelegenen Dullenturmes 
zu gedenken, in den man die Irrsinnigen sperrte. Er trägt seinen alten Namen 
1489 und noch 1554, diente dann aber wieder als Gefangenenturm, so zu Weih- 
nachten 1627 für die von dem kroatischen Obristen Hrastowasky eingesteckten 
oflichttreuen Wernigeröder Ratsherren. Da von Jahrhundert zu Jahrhundert an 
den Mauertürmen gebaut wurde, so sehen wir im Jahre 1536 auch einen von 
den 8 Neustädter Mauertürmen als Pulverturm eingerichtet. 
Gedenken wir von den öffentlichen Gebäuden der Stadt zunächst der kirch- 
lichen, so wurde an dem ältesten, der Pfarrkirche des heiligen Georg, welche 
diesem griechisch - orientalischen Heiligen ums Jahr 972 nach der Vermählung 
Kaiser Ottos II. mit der Griechin Theophanu geweiht sein wird, im Jahre 1265 das 
Benediktiner - Chorherrenstift S. Silvesters mit zehn weltgeistlichen Stiftsherren, 
Diakon und Subdiakon und einer entsprechenden Zahl von Vikaren durch die Grafen
	        
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