Full text: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Grafschaft Wernigerode

202 Kreis Grafschaft Wernigerode. 
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meist lustiger und übermütiger Art, musizierende Narren, Trinker mit der Flasche, 
ein Geiziger mit Beutel und unkultivierter Handbewegung (Abb. 125), ein Metzger 
auf einem Ochsen reitend, ein Liebespaar in Umarmung u. dergl. Lehmgrübner 
hat gewiß recht, wenn er darin Sinnbilder fröhlicher Fastnachtsfreuden findet, 
denen der Saal diente, aber er greift fehl, wenn er die ernsteren unteren mit 
dem „Ernst des Gerichtshauses“ in Beziehung setzt. Denn das Untergeschoß war 
damals noch gar nicht Gerichtshaus, sondern Weinschenke. Vielmehr ist es ohne 
alle Symbolik begreiflich, daß die leichteren Sachen sich nicht in der nächsten 
Sehweite, sondern in der Höhe, im Schatten des Daches entfalteten, wo sie sich 
arst dem suchenden Auge offenbaren. 
Abb. 125. Figuren an den Knaggen des Rathauses. 
Wie schon bemerkt, sind die Erkertürmchen ursprünglich nur am 
Obergeschoß auf Konsolen irgend welcher Art ausgeführt, was offenbar die leichte 
und kecke Wirkung wesentlich steigerte, dann aber (1543?) nach unten ver- 
längert und schließlich hat man 1718 durch einen Holm verbundene Säulen 
untergezogen, die 1874 entfernt, 1906 aber wiederhergestellt wurden. Das dem 
Dach entsteigende Obergeschoß war (wohl 1833) verschiefert worden und wurde 
1874 wieder bloßgelegt. Die Achteckhelme sind an den drei vorderen Seiten mit 
etwas übergeneigten Ziergiebelchen besetzt. Das Walmdach war zwischen den 
Türmen weit vorgeschleppt, die Dachrinne beiderseits mit kupfergetriebenen
	        
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