Full text: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Grafschaft Wernigerode

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Kreis Grafschaft Wernigerode, 
Rechts davon GOT WENDE AVS [allen enge]STEN 
VN BEHVTE [wan uns am bän]GESTEN 
EVLE BIN ICH GENANT 
(allen leuten?) WOL BEKANT. 
Auf einem Stein war in einem Oval eine bebrillte Eule dargestellt, vor welcher 
Mäuse um ein Licht tanzten, das Wahrzeichen Wernigerodes, daneben die Reime: 
WAS HILFFT MICH ABER OO LICHT VND BRIL 
WEN ICH DI MEVSE NICHT SEHEN WIL. 
Am Toreingang fanden sich zwei Wappensteine DIDRICH VON GADENSTEDT — 
OTILIA VON BÜLZLEVEN — ANO DNI — 1574, Der zweite Stein ist beim Bau 
der Fürstin Anna-Schule wiedergefunden und im Diakonatsgarten aufgestellt. 
c) Die übrige Altstadt. 
Das Viertel um die Marienkirche brannte 1751 restlos nieder und wurde 
danach in den trockensten Formen, doch fast ausnahmslos in Fachwerk, mit 
breiten und hohen Häusern neu bebaut. Historisch bemerkenswert ist nur der 
alte RittermHof der Krevete oder Krebse in der Judengasse (Jacobs 29. 30), 
leider ohne bauliche Reste. 
Am Nobben 32. Am Türsturz eine von Engeln gehaltene Kartusche: 
Unfern Ausgang fegne Gott usw. J. H. Friedrich — 1756 G. M. Friedrichen, geb. 
Harttung. 
Burgstraße [70] Fürst Otto-Museum. Hier stand ein adliger Freihof, 
den die v. Benzingerode, seit 1418 die v. Schwichelt innehatten. Nach langer 
Verödung baute Andreas Cadesreuter ein stattliches Fachwerkhaus nebst Lusthaus 
im Garten. Nach dem Brande von 1751 baute Erbgraf Heinrich Ernst bis 1754 
dasselbe massiv wieder auf, eines der wenigen Steinhäuser der Stadt, worin seit 
1770 Burggraf A. Chr. zu Dohna, seit 1788 der Dichter Göcking wohnte. In 
westfälischer Zeit Sitz der Mairie, seit 1816 der gräflichen Regierung, seit 1876 
des Konsistoriums, wurde es 1897 als Museum eingerichtet. Über der Tür die 
Inschrift: EX INCENDIO D - XXX - IVN + A - MD CCLI RECIDIVA FIRMIOR A - 
MDCCLII. Die Architektur ist nüchtern, neun Achsen zweigeschossig, die drei 
mittleren als Risalit leicht vorgezogen mit Freitreppe, umgittertem Balkon und 
Attika, die Ecken mit Quaderlisenen, die Fenster mit rechteckigem, oben ge- 
kröpftem Gewände. Mansardendach. Der kürzere Hofflügel noch einfacher. Das 
Innere ganz schlicht. 
Das gräfliche Vorwerk [463] hat noch eine dicht an der alten Stadtmauer 
antlang streichende Scheuer aus gotischer Zeit bewahrt, ohne Kunstformen. 
Das Heideviertel (Abb. 138) hat nach dem heutigen Eindruck ehemals 
nur Vorstadtcharakter gehabt und die von Bränden und Neuerungen verschonten 
Gassen, Mittel- und Hinterstraße, haben noch lange Reihen von bescheidenen, 
zweistöckigen Buden. Darunter schmale Dreifensterhäuser wie in der Koch- und 
Schäferstraße. Das Fachwerk zeigt die reduzierten Formen des 17, und 18. Jahr-
	        
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