Full text: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Grafschaft Wernigerode

Kunststatistische Übersicht. Malerei. Kleinkünste. Glockenschau. 279 
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in Ilsenburg sind nicht übel. Bei den übrigen barocken Beispielen (in Silstedt 
1620?), in Stapelburg 1685, in Veckenstedt) ist meist nur der gute Wille lobens- 
wert. Ein Altarbild besserer Qualität von Bernhard Rode in der Marienkirche 
von 1750 (?) hat durch Nachdunkeln allen Farbenreiz verloren. 
Eine Galerie für sich bildet die beträchtliche Sammlung des fürstlichen 
Hauses, meist Familienbilder, die von 1512 bis auf die Gegenwart reichen. Unter 
diesen ist von erster Qualität nur ein leider unbenanntes Ehepaar von 1574. Die 
übrigen, namentlich die barocken Bildnisse, sind von einer so gleichartigen, 
yeleckten, schönen Mittelmäßigkeit, daß man wohl hie und da für die dargestellten 
Personen, aber kaum jemals für den darstellenden Künstler Interesse haben wird. 
Ganz wenige und nicht sehr gute Niederländer (5. 253) haben sich in die Samm- 
lung verirrt. Dagegen sind die Landschafter des 19. Jahrhunderts, namentlich 
soweit sie den Harz behandeln, recht tüchtig, und auch die Historien Beckmanns 
im Rittersaal kann man zu den besten ihrer Gattung rechnen. 
4. Die Kleinkünste. 
Es sind einige ungewöhnlich reich vertretene Sachen, auf welche nur kurz 
zurückgewiesen werden soll, um nicht zwecklos zu wiederholen. Einzigartig sind 
die gotischen Kirchenmöbel, Schränke, Truhen und Kästen in der Oberpfarrkirche, 
in der Marienkirche und auf dem Schloß (aus Veckenstedt Abb. 174), die für 
die Geschichte des deutschen Möbelstils recht lehrreiche Beispiele bieten. Würdig 
reihen sich die niederdeutschen und niederländischen Renaissancemöbel an, die 
aus der Sammlung des Grafen Botho stammen (5.254 ff.). Ebenbürtig ist das 
Kirchensilber der drei Hauptkirchen (S. 177, 181, 187). Auch die Rüstungen und 
Waffen des Fürst Otto-Museums (S. 229) und des Schlosses (S. 259) enthalten 
bemerkenswerte Stücke. Wertvoll ist auch die Sammlung der Öfenplatten im 
Museum (S. 226), wozu noch einige Stücke in Drübeck (S. 56) kommen. Die 
Proben bäuerlicher Keramik und sonstiger Landkunst im Fürst Otto-Museum 
lassen es bedauern, daß man den Ausbau eines umfassenden Harzmuseums nicht 
weitergefördert hat. 
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5. Glockenschau. 
Von den 55 Läuteglocken des Kreises sind 10 meist kleinere ohne Inschrift 
zus dem Mittelalter, 5 mit Majuskeln des 12. und 13. Jahrhunderts, darunter die 
genau auf den Tag datierte der Oberpfarrkirche (27. Juni 1287) und einige (Ilsen- 
burg, Langeln, S. Johannis) mit kunstvoll verschnörkelten Initialen, wie sie nur 
von Kunstschreibern (verkehrt) in den Mantel geritzt werden konnten. Auch die 
gereimten Hexameter schmecken nach Klosterbildung. Von den 6 Minuskel- 
glocken sind die 3 Hermann Kosters (1500—24) Meisterwerke der äußeren Form, 
die Inschriften ebenfalls in künstlichen gereimten Hexametern. An den späteren 
Glocken sind auffallend viele kleinere Gießer von Hildesheim, Braunschweig und 
Halberstadt beteiligt. 
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