Full text: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Grafschaft Wernigerode

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Kreis Grafschaft. Wernigerode. 
vorspringenden Höhen der Reichswald weiter nach Norden reichte. So lag denn 
noch gleich bei der späteren Stapelburg eine Waldsiedelung Wendilburgerode. 
Bemerkenswert ist, daß wir gerade bei diesem Gebirgssockel an verschie- 
denen Stellen das Vorhandensein von Salz, jenes für das Leben so wichtigen 
Minerals, nachweisen können: Im Osten weist der Name des Dorfs Silstedt, 
das hart unter diesem Streifen in viel früherer Zeit gegründet wurde, auf das 
Vorhandensein von Salz hin, weiter westlich liegt Wernigerode sogar zwischen 
zwei Salzstellen, einem noch 1516 erwähnten Solebach im Osten (die Szole) und 
dem vom Salzberge herabfliesenden jetzt versiegten Salzbach im Westen. Bei 
dem offenbar recht alten Darlingerode ist uns noch im ersten Viertel des 18. 
Jahrhunderts Nachricht über reichlicheres Vorkommen von Salz überliefert. 
Nun ist es aber höchst merkwürdig, daß nicht weniger als sieben Ortsnamen 
innerhalb des beschränkten Gebiets der Grafschaft Wernigerode von Wernigerode 
westlich bis zur Ecker dem Karolingischen und zugleich Korveyschen Missions- 
kreise angehören. Als Stammort dieser Korveyschen Mission in unserem Ost- 
fälisch-sächsischen Gebiet erscheint das wüste, einst bei Ilsenburg dem heiligen 
Vitus geweihte Walingerode, genannt nach dem Grafen Wala, Vetter Karls des 
Großen, Sohn einer sächsischen Mutter, den Paschasius Ratbert als geistigen Urheber 
dieser Mission bezeichnet. Davon nicht weit entfernt bei Drübeck Gunderaderode, 
genannt nach Walas frommer Schwester Gunderada. Wir nennen nur noch Ber- 
dingerode, genannt nach Walas und Gunderadas Bruder Bernar, Wernigerode, 
genannt zu Ehren des ersten gewählten Abts von Korvey, Warin, VWerin oder Wern. 
Wegen der übrigen Namen: Bunicho, Boniko, Bakcho und Bovo ist die Wüstungs- 
kunde der Grafschaft Wernigerode!) zu vergleichen. Auch den Namen Markulf, nach 
welchem Markulfingerode östlich von Altenrode unterm Ziegenberge und Wendil- 
burg, von welchem Windelberode bei Stapelburg genannt waren, begegnen wir 
wenigstens in karolingisch - westfälischen Schenkungen und Klosterurkunden. 
Bei Darlingerode besteht die Schwierigkeit, daß das nicht unwahrscheinlich auf 
den Ort zu beziehende Turincwartesrot schon in älteren Schenkungen an den 
heiligen Bonifatius vorkomm(, während die einheimischen Benennungen von der 
Gestalt Turwardingerode im 11. Jahrhundert ausgehen. Wenn innerhalb des 
Karolingischen Siedelungsstreifens und Östlich von Wernigerode bis zur Graf- 
schaftsgrenze Ortsnamen wie Rimbeki und Drubeki und Burgennamen wie 
Elisenaburg-Ilsenburg, Alerdesburg-Ahlsburg vorkommen, so stehen diese durch- 
aus nicht im Widerspruch mit der Karolingischen Siedelungszeit. Die Ortsnamen 
auf — beki — beke gehören nicht zu den vorgeschichtlichen. Der eigentliche 
Heilige von Kloster Drübeck war der Missionsheilige von Korvey. Die Ilsenburg 
war eine Burg der königlichen Herren des Harzischen Reichsbannforstes, die 
Alerdesburg entstand zur Sicherung des Goslarschen Bergwerks später, ebenso 
Schloß Wernigerode und die Harburg bei Wernigerode. 
Die Besiedelungszeit des kleinen Landstrichs von Wernigerode östlich und 
am Fuß des Gebirges: von Walbergerode, Heinrichingerode-Hinderzingerode und 
ij) Da Bovenrode, einst auf dem linken Ufer der Ecker gelegen, später von der 
Grafschaft Wernigerode getrennt wurde und daher hier nicht zu behandeln war, so sei 
hier nur daran eriunert, daß Bovo der Name von drei Korveyer Abten des 9. und 10. 
Jahrhunderts war.
	        
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