Plenarverhandlungen
. Meine Herren, dann will ich Ihnen noch ferner zugeben,
daß die jetzige Richtung des Kultusministeriums, sowohl die
pädagogische als die kirchliche Auffassung, sowie auch nament—
lich die Richtung desselben auf den Kulturkampf mich gewiß
in keiner Weise bestimmen können, diesem Ministerium ein
größeres Ressort und eine weitergehende Bedeutung zuzuer—
kennen, als es bisher gehabt hat. Meine Herren, ich halte
es für möglich — gewiß wünsche ich es nicht — daß man
dort im Kultusministerium selbst im Stande ist, den Kultur—
kampf in die technischen Schulen hineinzutragen, und das
wäre nach meiner Meinung unendlich bedauernswerth und
ein Todeskeim für diese Anstalten.
Ferner möchte ich entgegenhalten, daß die Schwierigkeit,
die aufgeworfen ist, daß nämlich, wenn zwei verschiedene
Ministerien beide Gebiete des Unterrichts verwalteten, sehr
große Schwierigkeiten entstüunden, — von mir als durchschlagend
nicht erkannt werden kann. Es giebt jetzt so sehr viele An—
gelegenheiten und Fragen, bei denen zwei oder mehr Minister
ressortiren und konkurriren, bei denen sie gegenseitig sich be—
rathen, ins Einverständniß setzen müssen; aus den gegenseiti—
gen Ansichten kommt gewöhnlich dann schließlich etwas ganz
Richtiges heraus; ich sehe daher durchaus kein Bedenken darin.
Nun ist ferner noch hervorgehoben, Kunst und Kunst—
zewerbe müßten in denselben Händen, bei derselben Leitung
sich befinden; die Kunst sei beim Kultusministerium, folglich
müßten die Kunstgewerbeschulen auch beim Kultusministerium
sein. Meine Herren, das halte ich nun für durchaus nicht
richtig. Ich verkenne nicht die innere Beziehung zwischen
Kunst und Kunstgewerbe, sie liegt ja sehr klar; aber die
Förderung der Kunst durch den Staat und die Förderung
des Kunstgewerbes sind innerlich ganz verschieden: das Kunst—
zewerbe will durch Schulen gefördert werden, durch Auf—
weisung von Vorbildern, vielleicht auch durch Lehrwerkstaätten
oon Seiten des Staats und durch praktische Anregung, meine
Herren; das ist bei der Kunst nicht möglich. Die Kunst
soll vom Staate ganz anders gefördert werden, und deshalb
halte ich diese Verbindung bei einem Ministerium für durch—
aus nicht begründet.
Nun muß ich endlich noch einen Gesichtspunkt hervor—
heben. Ich habe vorhin gesagt, das Unterrichtswesen ist
nicht ein einheitliches Ganze, und daran schließe ich die weitere
Bemerkung: es ist nicht gut, die Leitung des Unterrichts—
wesens zu zentralisiren, so also, daß auf die verschiedenen
wuge des Unterrichtswesens dieselbe Leitung, derselbe Geist
wirkt.