Full text: Das technische Unterrichtswesen in Preußen

130 Plenarverhandlungen 
der wird das zugestehen müssen. Deshalb, meine Herren, 
ist der jeweilige Dezernent in dem Ministerium gegenwärtig 
nahezu die einzige Person, welche diese Fülle von Erfahrungen 
samimelt, und daher wird er die entscheidende Potenz. Ich 
vill ja gern zugestehen, was der Herr Vertreter des Kultus⸗ 
ministers in der Kommission gesagt hat, daß es auch Kodezer⸗ 
— — daß es gewisse kolle⸗ 
gialische Abtheilungen im Ministerium giebt, welche zusammen 
reten und gewisse Sachen entscheiden. Ich will auch nicht 
Abrede ssellen, daß der Minister persönlich, vielleicht recht 
yft, Entscheidungen trifft, welche mit denen des Dezernenten 
nicht übereinstimmen. Nichtsdestoweniger, meine Herren, ist 
es ein öffentliches Geheimniß, daß schließlich in der Regel 
der Dezernent die Person ist, an welcher die Dinge scheitern 
der durch welche sie durchgetrieben werden. 
Der Rath, welcher die österreichischen Erfahrungen mit⸗ 
Jetheilt hat, — ich darf wohl sagen, er ist auch eine ent— 
schlossene Persönlichkeit, die den Werth der kollegialischen Be— 
rathungen niedriger stellen dürfte, als wir ihn stellen. Ob 
dieses Urtheil maäßgebend ist, meine Herren, das will ich 
dahingestellt sein lassen. So hoch ich auch die betreffende 
Person an sich schätze, so muß ich doch sagen, je bedeutender 
aine Persönlichkeit ist, je mehr sie sich selbst zutraut, je mehr 
sie überzeugt ist von ihrer eigenen Leistungsfähigkeit, um so 
mehr wird sie auch geneigt sein, zu sagen: einen anderen 
Rath gebrauchen wir nicht, höchstens wollen wir uns für den 
gegebenen einzelnen Fall Personen heranziehen, die wir für 
die geeigneten halten. 
Meine Herren, in allen diesen Dingen befinden wir uns 
in einem Staͤdium, das gerade beim Kultusministerium — 
ich kann nicht anders sagen — Zu einem gewissen Gefühl der 
Omnipotenz der einzelnen Persönlichkeiten führt. Ich habe 
rüher schon darauf hingewiesen, daß dieses Gefühl sich nachher 
lübertragen hat auf eine Reihe von anderen Ministerien. Mit 
der größten Entschlossenheit, ja mit einer Kühnheit, die ge— 
wiß bewunderungswerth ist, hat bei uns hiernach jedes einzelne 
Ministerium neue Schulen gegründet. Das, was wir jetzt 
chun, daß wir eine Reihe von Schulen zurückführen unter 
das Unterrichtsministerium, ist blos eine Korrektur gegenüber 
dieser omnipotenten Leistung der einzelnen Ministerien. Wir 
haben beinahe auf jedem Gebiete technische Schulen entstehen 
sehen, ohne daß die Person, welche sie ins Leben rief, einen 
besonderen Beweis dafür abgelegt hätte, daß sie hinreichend 
in der Lage war, übersehen zu können, was sie eigentlich an— 
richtete. Und nicht zufrieden damit, daß man Schulen 
gründete, hat man auch jedesmal aus eigener Machtvollkom⸗
	        
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