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Plenarverhandlungen
Fabrikation von Geschirr aller Art aus dem dort mächtig
lagernden weißen Thon, des bekannten Steinguts, und zwar
nebst den Krügen für Mineralwasser hauptsächlich des perl—
zrauen, mit Smalte (Kobalt) blau, auch in anderen Farben
hunt bemalten, mit mehr oder minder geschmackvollen plastischen
Formen und eingedrückten oder eingeritzten Ornamenten ver⸗
zierten und mit Salzglasur versehenen Steinguts beschäftigt,
welches im 16. und 17. Jahrhundert dort auch in jenen
künstlerisch schönen und reichen Schmuckgebilden von Trink—
und Luxusgefäßen, Kannen und Krügen mannichfachster Ge—
stalt hervorgebracht wurde, die heute noch die Zierde aller
Kunst⸗ und kunstgewerblichen Sammlungen bilden. Seit
jener Zeit hat die Produktion von eigentlich kunstgewerblichen
Fabrikaten dortselbst leider einen erheblichen Rückgang ge—
nommen, und erst im Laufe der letzten Jahre ist in dieser
Beziehung, namenlich in den genannten beiden Ortschaften,
wieder ein Aufschwung zu Tage getreten, bedeutend und viel—
oerheißend genug, um der Regierung die Idee nahe zu legen,
dieser kunstgewerblichen Fabrikation durch Errichtung einer
keramischen Fachschule unter die Arme zu greifen. Es ist das
hohe und immer dankenswerth bleibende Verdienst des
rüheren Handelsministers Herrn Dr. Achenbach, hierzu bereits
vor mehr als zwei Jahren die Initiative ergriffen zu haben.
Die Verhandlungen, welche er eingeleitet und bis zu seinem
Abgang eifrigst gefördert, haben auch zu dem Ergebniß ge—
führt, daß die Errichtung der keramischen Fachschule in dem
Nassauischen Kannenbäckerland nunmehr nahe bevorsteht, und
zwar in der Weise, daß der Centralvorstand des Gewerbe—
hereins für Nassau ohne eigene finanzielle Fürsorge die
Schule gründet, daß die beiden Gemeinden Höhr und Grenz—
hausen erhebliche Beiträge zu der Einrichtung und Erhaltung
derselben zu übernehmen sich bereits rechtsverbindlich verpflichtet
haben, und daß der Staat dazu den einmaligen Zuschuß, den
Sie am vorigen Sonnabend im Erxtraordinarium dieses
Etats schon bewilligt haben, von 6000 Mark und außerdem
die hier vorgesehenen jährlichen 4900 Mark bereit stellt. Die
Belastung der beiden Gemeinden zu Gunsten der neu zu er—
richtenden Schule ist eine nicht unbeträchtliche und drückt um—
somehr auf dieselben, als beide Orte, Höhr sowohl als Grenz⸗
hausen, unter dem ungeheuern Rückgang, der die gesammte
Industrie unseres Vaterlandes und auch die Thonindustrie
schon seit so langer Zeit heimsucht, erheblich und namentlich
seit Ende des Jahres 1876 leiden. Ich will an dieser Stelle
die Gelegenheit nicht versäumen, demjenigen Herrn Minister,
dem die Verwaltung der Domänen in Zukunft anheimgegeben
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