Plenarverhandlungen
Ihr nicht nachholt, was die Einsicht der Nation und
Ihrer Vertreter und jede Regierung bei uns seit mehr als
9 Jahren gethan hat, um die Industrie des Landes zu
heben.
Meine Herren, zu der Zeit, als die erste Republik die
Köpfe abschlug, da ließ sie die Manufaktur in Seores be—
stehen. Sie mußte die Tassen und Teller mit der Jakobiner—
mütze, den Nationalfarben und mit Freiheitsbäumen dekoriren,
aber sie durfte weiter fabriziren. Blicken wir auf die kleine
Schweiz, so sehen wir, daß augenblicklich vom Kanton und
der Stadt Zürich das Projekt ventilirt wird, eine Fachschule
und ein Museum für die Seideneindustrie zu errichten. Die
Schulgebäude und deren Ausstattung mit den nöthigen
Mäschinen werden nicht weniger als 700,000 Franken
kosten, und die Stadt Zürich hat einen Beitrag von
50,000 Franken zu den jährlichen Unterhaltungskosten zuge—
sichert, außerdem soll der Kanton Zürich eine bedeutende
Summe übernehmen. In der Stadt Lyon existirt ein
Museum, das gegründet ist, um die Seidenindustrie auf der—
jenigen Höhe zu erhalten, welche der Stolz und
außerdem der Verdienst — ich meine der pekuniäre
Verdienst Frankreichs ist. Das Museum und die Bibliothek
haben 400,000 Franken gekostet. Die Summe, welche in
Frankreich nur von dem ministère de PInstruction publique
t des beaux arts für die Hebung der Kunst und der Kunst—
industrie verausgabt wird, beträgt nach Abzug der Kosten der
Fentralleitung mehr als 5 Millionen Franken. Darin stecken
aicht die Ausgaben der polytechnischen Schule und anderer
oom Handelsministerium ressortirender Lehranstalten, darunter
die in unserer Denkschrift erwähnten Schulen zu Chalons-—
sur-Marne, Angers und Airx, welche nicht weniger als
360,000 Franken jede kosten. Sie werden daraus abnehmen,
daß, wenn man bedeutende Resultate auf dem Gebiete der
Industrie und des gewerblichen Unterrichts in anderen Ländern
erreichen will, man nicht ansteht, bedeutende Mittel in die
Hand zu nehmen. Hieraufglaubte ich aufmerksam machen und da—
vor warnen zu muͤssen, daß man nicht meine, allein durch
Vermehrung und Verbesserung der Fortbildungsschulen be—
deutendes erreichen zu können. Meine Herren, es liegt mir
gewiß fern zu verlangen, daß eine der in Württemberg auf—
Jebrachten der Volkszahl nach entsprechend berechnete Summe
in Preußen für den gewerblichen Unterricht verwandt werden
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) Der Beitrag, welchen der Canton übernehmen foll, ift 30,000
Franken, der der Stadt geringer.