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Plenarverhandlungen
28 Verfüguugen über Gewerbeschulen erlassen. Ja, aber da
stellt sich heraus, daß von diesen 28 Verfüguugen sich fast alle
darauf beziehen, daß wieder eine Realschule nach den beste—
henden Bestimmungen als berechtigt anerkannt sei. Das hat
doch keine Verwirrung in diese Angelegenheit bringen können.
Schwerer wiegen könnte der Vorwurf, den die Petenten
machen: der Minister drücke den Architektenberuf herunter; er
nüsse glauben, daß die allgemeine Bildung für Bautechniker
nicht erforderlich sei; es werde eine große Ungleichheit der all—
zemeinen Vorbildung künftig entstehen.
Meine Herren, das Faktische ist hier, daß bisher von
240 Gymnasien und von 84 Realschulen die Zöglinge entlassen
werden konnten. Sie werden mir zugestehen, daß der Unter—
schied zwischen Gymnasien und den bisherigen Realgymnasien
doch wesentlich größer ist, als der zwischen den bisherigen
Realgymnasien und der neuen höheren 9 klassigen Gewerbe—
schule. Es scheint wirklich, als ob das harmlose Wort „Ge—
verbeschule“ einen so großen Eindruck gemacht habe. Es fehlt
diesen neuen Schulen — ich hätte das gleich an die Spitze
meines Vortrags stellen müssen — gegenüber den bisherigen
Realgymnasien nur der Unterricht in der lateinischen Sprache.
Ich will das freilich nicht gering schätzen; aber wenn dafür
der Unterricht in der englischen und französischen Sprache
gründlich getrieben wird, wenn alle die nothwendigen Vor—
bedingungen, um die technischen Hochschulen mit Nutzen zu
hesuchen, Zeichnen und Mathematik u. s. w. gründlich gelehrt
werden in den neuen Schulen, so sollte man annehmen, daß
der Verlust des Unterrichts in der lateinischen Sprache dadurch
wohl ersetzt sei. Die Petenten behaupten ferner: die Leistungs⸗
fähigkeit werde nicht erhöht dadurch, daß die lateinische
Sprache ausbleibe. Zeichnen, Mathematik und neuere Sprachen
könnten nebenher getrieben werden. Sie beschweren sich dar—
über, daß die klassische Bildung ja ganz diesen jungen Män—
nern entzogen sei. Meine Herren, ich kann mir nicht ver—
'agen, über dieses Wort „klassische Bildung“ dasjenige vorzu—
lesen, was im andern Hause darüber, wie ich meine, mit
oollem Recht gesagt ist, wesentlich beruhend auf der Autorität
der Herren Boͤckh und Bonitz, die, wie ich bestimmt annehme,
auch hier als Autoritäten anerkannt werden. Es heißt dar—
über: „Der Erfolg, den der lateinische Unterricht in den Real—
schulen im günstigsten Falle erreichen kann, habe auf den Na⸗
men der klassischen Bil dung auch bei dem freigebigsten
Gebrauch des Wortes keinen Anspruch; durch diesen Unter—
richt werde nicht etwa klassische Bildung in die Realschulen
getragen, sondern die Achtung vor derselben möglichst unter—