Full text: Das technische Unterrichtswesen in Preußen

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Anlagen. 
über das technische Schulwesen“ einseitig geschildert ist, giebt 
den sichersten Beweis für die Richtigkeit unserer Ansicht. 
Auf Grund dieser Entwickelung erfolgte für die auf 19 
zusammengeschmolzenen Gewerbeschulen die Reorganisation vom 
21. März 1870, welche den ursprünglichen Zweck der Aus— 
bildung von Handwerkern kombinirte, mit einem neuen: — 
der Ausbildung von Technikern. — Die Unhaltbarkeit dieser 
Reorganisation wurde schon von der „Konferenz über das 
höhere Schulwesen vom Jahre 1873“ erkannt, wenn der Ge— 
werbeschuldirektor Gallenkamp darüber sagt: 
„Der Lehrplan vom 21. März 1870 stehe im 
Widerspruch mit allen Prinzipien gesunder Pädagogik 
und lasse die Unmöglichkeit der Vereinigung der 
schule nach der Organisation vom 5. Juni 1850 geblieben. Die An— 
'orderungen beschränken sich nach wie vor auf ganz elementare Vor— 
kenntnifse und als Minimal-Alter zur Aufnahme gilt das 14. Jahr. 
Das Berliner Gewerbe-Institut war die einzige Schule, die weiteren 
Ansprüchen zu genügen suchte und sich auf dem fruchtbaren Boden der 
Berliner Industrie unter Leitung der tüchtigsten Fachleute nach und 
nach zur heutigen Gewerbeakademie herausbildete, vollständig gesondert 
als Ausnahme von allen anderen Gewerbeschulen auf Grund eines spe— 
ziellen Organisationsplanes vom Jahre 1821. 
Niemals aber sind, wie es in der qu. Denkschrift heißt, die Ge— 
werbeschulen von 1850 als Vorbereitungsanstalten für das Berliner Ge— 
werbe-Institut geschaffen, sondern lediglich als Handwerkerschulen und 
zwar für Maurer und Zimmerleute, wie es in der betreffenden Ver— 
fügung ausdrücklich heißt; niemals hat die Organisation vom 5. Juni 
1850 die Absicht gehabt, die ihr die Denkschrift unterlegt, „der Ge— 
werbeschule den Charakter einer für die Handwerker und die breite Masse 
der Gewerbetreibenden bestimmten Fachschule zu nehmen.“ 
Erft als die Gewerbeschulen, die bis zum Jahre 1859 auf 25 an— 
gewachsen waren, sich nach und nach als (natürlich ganz ungenügende) 
Vorbereitungsanstalten für das Gewerbe-Institut (spaͤter die Gewerbe— 
akademie) in Berlin zu betrachten anfingen, und so ihren Zweck als 
Handwerkerschule aus dem Auge ließen, mußte auch das Handwerk sich 
von den Provinzial-Gewerbeschulen auf die damals errichtete erste Bau— 
— 
Der Gewerbeschuldirektor Gallenkamp in Berlin giebt bei Ge— 
legenheit der Konferenz über das höhere Schulwesen vom Oktober 1873 
folgende Statistik über das Jahr 1889: „Auf den 25 preußischen Ge— 
werbeschulen befinden sich (im Jahre 1859) 367 Bauhandwerker; auf 
der Bauhandwerkerschule zu Holzminden haben zu gleicher Zeit 708 Bau—⸗ 
handwerker Aufnahme nachgesucht, konnten jedoch nur 486 Aufnahme 
finden. In demselben Jahre,“ fährt Herr Gallenkamp fort, „habe 
es in Preußen bei Maurer und Zimmerleuten 9658 Meister und 131,587 
Gesellen und Lehrlinge gegeben. 
Diesen Zahlen gegenüber erschiene die Wirksamkeit der Gewerbe— 
schule für ihre eigentlichste Aufgabe verschwindend klein. — Aus nahe—⸗ 
liegenden Gründen hätten sich die Direktoren der Gewerbeschulen mit 
besonderer Vorliebe der Aufgabe gewidmet, ihre Schüler der Gewerbe— 
akademie zuzuführen und es sei ihnen dies bei sehr Vielen gelungen.“ 
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