R
Denkschrift
—DV——— welcher nur seine
eigene Ausbildung und nicht zugleich das finanzielle Interesse
des Lehrherrn berücksichtigend, ihn gleichzeitig in der praktischen
Ausübung seines Gewerbes und in denjenigen Kenntnissen
und Fertigkeiten unterweist, welche er für den erfolgreichen
Betrieb desselben heute nicht entbehren kann. Von einem
solchen Unterricht kann man, wenn auch nicht unter allen
Umständen eine Ersparniß an Zeit, so doch eine tüchtige Fach—
hildung des angehenden Gewerbtreibenden erwarten. Voraus—
setzung dieses Erfolges wird aber sein, daß man in solchen Lehrwerk⸗
taͤtlen nicht wiederum eine allgemeine manuelle und theoretische
Bildung für verschiedene Gewerbe, welche vielleicht früher einmal von
einem und demselben Meister ausgeübt worden sind, jetzt aber mit
Erfolg nur gesondert betrieben werden können, an die Stelle
der Ausbildung für ein einzelnes Gewerbe treten läßt. Bei
einiger Ueberlegung des Umfanges der Aufgabe, welchen die
allgemeine Durchfuͤhrung dieser Art des gewerblichen Unter—
richts annehmen würde, sowie der Grenzen, welche die gege—
benen Verhältnisse der Allgemeinheit und der Individuen der
Thätigkeit des Staates und der Gemeinden ziehen, wird man
sich der Ueberzeugung nicht verschließen, daß dieser Weg nur
m beschränkten Maße betreten werden kann. Wer bedenkt,
daß schon dem Verlangen nach Einführung der obligatorischen
Fortbildungsschule gegenüber auf die Schwierigkeit, für die
Menge der zu ihrem Besuch eventuell Verpflichteten zweck—
mäßig eingerichtete Lokalitaͤten und geeignete Lehrer zu finden,
hingewiesen worden ist, der wird nicht bezweifeln, daß es un—
möglich sein würde, alle oder auch nur einen großen Theil
der Lehrlinge in Fachschulen und Lehr-Werkstätten etwa vier
Jahre zu unterrichten.
Beträgt doch in Berlin auf 966,858 Einwohner die Zahl
der Lehrlinge männlichen Geschlechts nicht weniger als 13,757.
Es scheint nur in Erwägung kommen zu können, ob
man zur Erhöhung der gewerblichen Tüchtigkeit unseres
Landes eine beschränkte Zahl solcher Unterrichtsanstalten vor—
nehmlich in der Erwartung errichten will, daß die an den—
selben unter Aufbietung ihrer ganzen Kraft zu tüchtigen
Gewerbtreibenden ihres Fachs Ausgebildeten, sich später
auch der Unterweisung der vielen, im Laufe der Jahre
durch ihre Werkstatt oder Fabrik gehenden jungen Leute
mit Eifer annehmen und es als ihre im eigenen und im
Interesse der Gesammtheit liegende Aufgabe ansehen werden,
sie zu guter Arbeit, zum Fleiß und zur gewissenhaften Be—
nutzung der sich ihnen bietenden Gelegenheit zur Belehrung
in Abend- und Sonntags-Kursen anzuhalten.
I
n
e
gur
in
X
cn
cu
ern
1
It
Mp
en
J