35 - Des 1V. Buchs V. Cap.
wettet. Sonderlich kan das Schildlein keine feuchtigkeit bey seiner Tinpffung er-
Dulden 3 ja es stehet grosse gefähr / wofern oin rcgein die ersten vier oder fanff tage
nach geschehener Ocnlation einfaͤllet.
10. Numerus. Dergleichen Auglung koͤnnet ihr auff einen baum eine / zwo /
drey oder mehr setzen / wenn nur das in acht genommen wird / daß sie zwar uͤber ein⸗
ander / aber nicht in einer geraden linie / sondern auff unterschiedene seiten zu stehen
kommen / damit sie einander die nahrung nicht benehmen. |
11, Oculatioin ramis. Stan eget aber 2(ugea nicbt allein in ben ftam /
sondern auch in die äste. Pnd zwar vom Oculiren auffdie Zweige sühret Georg
Vischer im Vil. Cap. seines Blumengartens sein eigen Experiment aa / daß er uem-
lich auffeinen grossen Kirschbaum sechserley Kirschen und über vierzig Augenhabe
auffseßen lassen / welche mehrentheils Tas ander jahr geblühet / und das dritte frucht
geiragen." Es maß aber ein solcher baum vorher baid üunb oder nach Weynachten
abgeworffen / und jedem ast etwa nur ein oder zwey augen gelassen werden. Ausß so-
tano augen treiben hernach die bäume freche jkarcke Zweige ellen lang / auff welche
man im Sommer die fremde auglein sekein kan : jedoch minß den newen Zweigen
alsdan beydes das laub / und die augen unter der Oculation abgenommen wer-
den.
12. Oculatio per rhombum. Petrus Lauremberg im XXVI. Cap. des J.
Buchs / und W. J. Duͤmler im XIII. Cap. des J. Theils lehren noch eine sonderbahre
art des Oculirens /durch ein rauten⸗formig instrument / welches imesser⸗scharff / und
hinten mit einem handgrieff versehen. Mit dieser Raute oder viereckigtem Meissel
sagen sie / druͤcket das Schildlein am mutterstamm bis auffs holtz ein / und loͤset es ohn
verlekung ab : nachmahls machet ihm mit eben derselben Raute am Pfropffstam⸗
me piaß / und seßet es da hinein : wiedann diese einseßung / weil beydes durch ein in-
Frument verrichtet wird / leicht geschehen kan. .
V. Pfropffen mit dem Roͤhrlein.
Die bey uns zwar ungebreuchliche Pfropffung mit dem Roͤhrlein oder Pfei⸗
rig wird in Oberteutschland auch Teicheln genant / und geschiehet durch ein abge-
zogenes röhrlein aus der rinde formieret / und zwar mit angehendem Sommer / wenn
die bäume alltereit newe schosse getrieben ] und die rinde sich wol löset ; eben wie das
vorige PfFopffen mit dem anglein. EM |
Derohalben uͤmb gemelte zeit suchet an einem baum sonderbarer guter art ei⸗
nen geraden schoß / welcher selbiges jahr erst gewachsen / schneidet oder brechet densel-
ben zweene quer singer unter dem jahr⸗knot ab / zunehst aber uͤber demselben schneidet
die rinde bis auffs holtz ein / und von da ohngefehr drey quer finger schneider den gipf-
fel auch hinweg. Darnach fasset den jahrknot mit der lincken hand / mit der rechten
reibet die rinde seuberlich / daß sie sich von dem holtz loͤse drehet sie auch allwege nur
auffeine seite / damit ber kinst oder die inwendige rinde nicht zerreisse / sondern zu⸗
gleich mit der auswendigen abgehe. Nachdem ihr gnugsame loͤsung spuͤret / so druͤ⸗
cket auch behende die auglein loß / und ziehet das roͤhrlein ab: sehet aber bald zu / wie
dasselbe inwendig beschaffen sey. Ist das roͤhrlein grubicht / und das reiß hockricht
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