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Neuntes Kapitel.
samt seinem Führer in die Seine stürzte. Dabei wurde zwar der
Luftschiffer unverletzt wieder aufgefischt, aber der Flieger war stark
beschädigt.
In neuester Zeit hört man viel von Flugmaschinen, welche auf
Rädern mit einem Automobilmotor auf einer großen Ebene sich mit
allmählich wachsender Geschwindigkeit fortbewegen und dann bei
einem gewissen Grenzwert durch die sich unter den Tragflächen
zxomprimierende Luft hochgehoben werden.
Die Erfinder dieser Apparate verfolgen sämtlich denselben
Zweck: sie wollen auf irgendeine Weise die zum Abflug erforder-
liche lebendige Kraft gewinnen.
Der Vollständigkeit halber dürfen noch zwei Typen dynamischer
Luftschiffe nicht unerwähnt bleiben, von denen man sich die ge-
ringsten Erfolge verspricht: die Schaufelrad- und Segelradflieger.
Bei ersteren wird die
Cortbewegung der unter
Drachenflächen ruhen-
den Maschine durch
Schaufelräder bewirkt
Koch in München —,
während bei der anderen
Art die im Kreise trom-
melartig um die horizon-
tale Achse angeordneten
Flächen gleichzeitig zum Tragen und zur Fortbewegung bestimmt sind.
Der bereits bei den lenkbaren Ballons erwähnte Professor
Wellner ist Vertreter der Segelradflieger.
Auch wenn man die Nachrichten über Wright ausschaltet, kann
man unzweifelhaft behaupten, daß die aerodynamische Richtung in den
letzten Jahren erhebliche Fortschritte gemacht hat. Es ist deshalb wohl
kein übergroßer Optimismus, wenn man noch für dieses Jahrhundert
eine Flugmaschine in Aussicht stellt, mit welcher tatsächlich ge-
schlossene Kurven von mehreren Kilometern gefahren werden können.
Die Schwierigkeiten liegen noch in dem Flug mit dem Winde
und noch mehr in senkrechter Richtung zum Winde; gegen
denselben kommt man leichter vorwärts als ein lenkbarer Ballon.
Man frage nur nicht, welchen Zweck die Erfindung einer Flug-
maschine haben sollte, man müßte solchen Leuten mit Franklin
antworten: »A quoi sert l’'enfant qui vient de naitre ?«
Segelradflieger von Wellner.