134
Zehntes Kapitel.
diesem Lande und teilt mit,
daß ein fischförmiger Drachen,
>»Maikarpfen« genannt, schon
seit Begründung des Maifestes,
etwa um das Jahr 500 n. Chr.
G., am 5. Mai an denjenigen
Häusern an einer Stange hoch-
gelassen sei, deren Bewohnern
im Laufe des Jahres ein Sohn
geboren war.
Eigentümlicherweise wurde
dieser uralte, aber in seinen
physikalischen Grundlagen
nicht ganz einfache Drachen
des Landes der aufgehenden
Sonne vor ein paar Jahren
im Abendlande neu erfunden.
Der in weiten Kreisen durch
sein werktätiges Interesse für
die Luftschiffahrt bekannte
Engländer Mr. Patrik Y. Ale-
xander hatte einen Drachen
konstruiert, den er Aerosac
nannte und von dem man sich am besten ein Bild macht, wenn
man sich einen zum Trocknen aufgehängten Bettbezug vorstellt,
dessen Einschieböffnung durch einen Reifen aufgesperrt ist. Wenn
ein solcher Drachen mit der Öffnung an einer Stange gegen den
Wind gehalten wird, so springt er gegen den Wind an, ebenso wie
der Maikarpfen der Japaner bei Windstößen gegen seinen Festpunkt
in der Luft hinschwimmt. Die Erscheinung, deren Erörterung uns
hier zu weit führen würde, ist in den Illustrierten Aeronautischen
Mitteilungen durch Ahlborn, Moedebeck und Hofmann zu erklären
versucht worden.
Weitesten Kreisen dürfte die Anwendung des einfachen, eben-
flächigen Flugdrachens bekannt sein, wie sie Benjamin Franklin
1752 zuerst in Aufnahme gebracht hat. Dieser Gelehrte hatte fest-
gestellt, daß man vermittelst einer hohen, im freien Felde isoliert
aufgestellten Metallstange Elektrizität ansammeln konnte, und kam
auf den Gedanken, die Elektrizität aus den Wolken zur Erde zu
leiten.
won