Full text: Die Luftschiffahrt nach ihrer geschichtlichen und gegenwärtigen Entwicklung

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Zchntes Kapitel. 
Fallschirm herzurichten. Es war 
hierzu nur nötig, die großen 
Seitenflächen herunterzuklappen 
und die Luft in dem so geschaf- 
fenen Hohlraum zu fangen. 
Werner konnte der Führer die 
Steighöhe des Systems nach Be- 
lieben regeln. Der Korb hing 
nämlich an einer losen Rolle 
und konnte mit Tauen näher an 
die Hochlaßleine herangezogen 
oder von ihr entfernt werden. 
Hierdurch wurde die Lage des 
Schwerpunktes unter der Dra- 
chenfläche geändert, so daß der 
Drachen dem Winde seine Fläche 
unter einem größeren oder kleine- 
ren Winkel entgegenstellte. Durch die somit bedingte größere oder ge- 
ringere Drachen wirkung wurde das Steigen oder Fallen hervorgerufen. 
Bemerkenswert sind ähnliche Versuche des englischen Majors 
Baden Powell, des russischen Leutnants Ulljanin und des 
russischen Korvettenkapitäns Bolscheff. 
Es würde zu weit führen, auch auf deren Konstruktionen näher 
einzugehen. 
Eigenartig ist die Benutzung der Drachen zur Fortbewegung 
von Fahrzeugen. Ein gewisser G. Pococh!) in Paris ließ durch 
einen leichten, mit zwei Flugdrachen bespannten, vierräderigen 
Wagen im August 1825 drei Reisende von Bristol nach London 
fahren, Der mit Musselin und farbigem Papier überzogene, 20 Fuß 
große Hauptdrachen schwebte in einer Höhe von 160 Fuß. Über 
diesem befand sich ein kleinerer Steuerdrache, der so geleitet werden 
konnte, daß er auch den anderen über Hindernisse, Türme, Bäume 
usw., hinwegführte. Bei günstigem Winde vermochte Pococh oft 
20 englische Meilen die Stunde zurückzulegen und damit gelegent- 
lich in einer Wettfahrt alle konkurrierenden Wagen zu schlagen. 
Solcher Sport läßt sich natürlich nur auf großen, freien Plätzen 
oder auf Straßen, welche nicht mit Bäumen bewachsen sind, bei 
entsprechender Windrichtung betreiben. 
Drachen Millets zum" Heben von Beobachtern. 
‘) Weltpost und Luftschiffahrt von Dr. Stephan, S. 35.
	        
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