Full text: Die Luftschiffahrt nach ihrer geschichtlichen und gegenwärtigen Entwicklung

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Zwölftes Kapitel. 
1866 wurden während des Krieges Brasiliens gegen Para- 
guay verschiedentlich Ballons in Dienst gestellt, welche mit wech- 
selndem Erfolge tätig gewesen sind. Der erste Aerostat, welchen 
General Caxias zu Erkundungen der Wege in dem sumpfigen 
Terrain der Neembucusümpfe mit einem französischen Luft- 
schiffer aufsteigen ließ, verbrannte auf unerklärliche Weise. 
Man hat bei solchen rätselhaften Bränden oder Explosionen 
bis in die letzten Jahre angenommen, daß unbedingt auf irgend- 
eine Weise ein Feuer an die Gashüllen herangekommen sein müsse. 
Erst nachdem gelegentlich unzweifelhaft ermittelt war, daß dies 
nicht der Fall gewesen sein konnte, wurden weitere Nachforschungen 
nach. den Gründen angestellt. Es hat sich nunmehr ergeben, daß 
in den meisten Fällen die Elektrizität die Ursache der Explo- 
szionen ist. Der aus der Höhe kommende Ballon nimmt häufig eine 
andere elektrische Spannung an, als auf der Erde herrscht. Es tritt 
dann in dem Momente der Spannungsausgleich ein, wenn die Eisen- 
teile des Ventils die Erde berühren. Der hierbei überspringende 
Funken entzündet häufig das aus dem geöffneten Ventil aus- 
strömende Gas, wenn es an den Berührungsstellen mit der Atmo- 
sphäre explosibel geworden ist. Wir werden auf einige Unglücks- 
Alle der’ Art wieder zurückkommen. 
Caxias entließ bald den von ihm angenommenen französischen 
Luftschiffer, weil Gerüchte über seine Bestechung aufgetaucht waren, 
und ließ aus Rio de Janeiro mehrere Ballons mit einem nordameri- 
kanischen Aeronauten kommen. 
Das wesentlichste Resultat der Erkundungen bestand in der 
Feststellung der Tatsache, daß das Wasser in den Sümpfen gefallen 
war und die geplante Umgehung ausgeführt werden konnte. 
Infolge der großen Schwerfälligkeit der Fahrzeuge, namentlich 
der Gaserzeugungsapparate, auf den Märschen hat General Caxias 
von der weiteren Verwendung der Ballons Abstand genommen. 
In Frankreich wurden 1868 und 1869 Versuche angestellt, Luft- 
schiffe zur Signalgebung bei der Marine zu verwerten. In Cher- 
bourg wurden kleine Aerostaten gebaut, welchen man verstellbare 
Zylinder anhängte. Bei Nacht reflektierte man elektrisches Licht 
durch Hohlspiegel. Es stellte sich heraus, daß die angehängten 
Körper bei Wind ebensowenig zu gebrauchen waren wie seinerzeit 
bei den Versuchen Contes. Lichtsignalballons finden wir dagegen 
bei der Belagerung von Paris in einer Zahl von 46 wieder; nach 
französischen Berichten haben sich dieselben ausgezeichnet bewährt.
	        
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