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Dreizehntes Kapitel.
war es Oberleutnant Josten gelungen, 75 Weinfässer der ver-
schiedensten Größen zu bekommen, von denen 60 zur Gaserzeu-
gung aus Schwefelsäure und Zink, 12 für den Wasch- und 3 für
den Trockenprozeß benutzt wurden.
Am 24. September wurde innerhalb fünf Stunden der Ballon
gefüllt und am Nachmittag mit den beiden Offizieren und später mit
dem ihnen schön in Köln beigegebenen Amateurluftschiffer
Dr. Mehler bei sehr windigem Wetter aufgelassen. Infolge der
heftigen Bewegungen‘. des Luftschiffes war eine genauere Erkundung
nicht möglich; das Fahrzeug mußte deshalb verankert werden.
Obgleich man die fast auf die Erde gedrückte, sorgfältig mit Leinen
und Pfählen am Boden befestigte Hülle durch Segeltücher vor dem
Winde zu schützen suchte, erhielt sie doch einen großen Riß und
das Gas entwich. Noch ehe die Neufüllung gelungen war, kapitu-
lierte Straßburg und das Detachement erhielt den Befehl, nach
Paris abzurücken.
Der Marsch vollzog sich unter den schwierigsten Verhältnissen,
weil alle Wagen durch die Proviantkolonnen requiriert waren und
niemand die Luftschiffer unterstützen wollte. Nach der Ankunft
beim Belagerungsheere stellte es sich heraus, daß eine Füllung des
Ballons wegen Gasmangels nicht möglich war, und das Haupt-
quartier entschloß sich deshalb am 10. Oktober 1870, die neue
Truppe wieder aufzulösen. Das Material wurde nach Deutschland
zurücktransportiert.
Die Beobachtungsballons haben auch bei den Franzosen wenig
Erfolge aufzuweisen gehabt. Bei Beginn des Krieges hatte zunächst
der Kriegsminister Leboeuf alle Vorschläge zur Verwendung der
Aerostaten, welche ihm unter anderm auch von dem noch heute
lebenden berühmten, wissenschaftlichen Luftschiffer Wilfrid de
Fonvielle gemacht wurden, ungläubig zurückgewiesen, und erst
nach dem Sturze des Kaiserreichs kamen die in der ersten Republik
gemachten Erfahrungen wieder zur Geltung. Am 17. September 1870
stiegen während des Gefechts von Valenton vier Aerostaten gleich-
zeitig auf, über deren Tätigkeit nichts Näheres bekannt geworden ist.
In Paris wurden alsbald mehrere Fesselballonstationen errichtet,
welche im allgemeinen aber des im Winter herrschenden nebeligen
Wetters halber nicht viel zu leisten vermochten.
Nur einmal gelang es, auf Grund der Ballonmeldung Befesti-
gungsarbeiten der Deutschen an dem Orte Pierrefitte zu ver-
eiteln. Da ferner wegen des vielfach herrschenden heftigen Windes