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Dreizehntes Kapitel.
Aufmerksamkeit der Vorposten und die häufige Beschießung wurden
aber die Franzosen gezwungen, von Mitte November ab ihre Aero:
staten bei Nacht abfahren zu lassen.
Der deutschen Artillerie war die Größe der Luftschiffe — 16m —
bekannt geworden, und sie vermochte darnach die Entfernung der
selben annähernd zu schätzen.
Zum Verständnis dieser Tatsache wollen wir hier näher darauf
eingehen, in welcher Weise heutzutage die Beschießung von Ballons
erfolgt.
Die Schwierigkeit der Beschießung eines Fesselballons ist nicht
groß, sie liegt in der Feststellung der Entfernung und in der Be-
arteilung der Sprengpunktslage der Geschosse.
Die Entfernung zu taxieren ist nur dann möglich, wenn man
lie Maße des Ballons genau kennt und ihn durch ein Fadenfernrohr
anvisieren kann, wobei die Art der Stellung eines länglichen Luft-
schiffes zu berücksichtigen ist.
Der französische Kugelballon ist 540 cbm groß, entsprechend
einem Durchmesser von etwas über 10 m. Mit dem Fadenfernrohr
wird seine scheinbare Größe in Sechzehntel gemessen, und mit
Hilfe einer Tabelle, welche sich infolge ihrer Gesetzmäßigkeit leicht
dem Gedächtnisse einprägt, vermag man die Entfernung genau zu
bestimmen.
Es entspricht nämlich:
‘16 auf 3000 m
> 4000 »
5000 »
6000 >
9000 »
>
3,3 m
4,4 >
5,5 >»
An
9.9
usf. Würde also der französische Ballon nur !ı6g groß erscheinen,
so stände er in 9000 m Entfernung.
Durch Vergleich der scheinbaren mit der bekannten Größe er-
hält man also ohne weiteres den Abstand vom Beschauer.
Sehr einfach und dabei genau kann man den Ort bestimmen,
wenn man von zwei auch auf der Karte bekannten Punkten aus
den Ballon anschneidet und die Visierlinien einzeichnet. Die Ent:
fernung kann dann direkt abgegriffen werden. Die Erfahrung lehrt,
daß dieses Verfahren wegen seiner Einfachheit und Schnelligkeit
bei einiger Übung sowohl für Schießen aus Feld- als auch Festungs-
geschützen mit Erfolg angewendet werden kann.