Full text: Die Luftschiffahrt nach ihrer geschichtlichen und gegenwärtigen Entwicklung

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Dreizehntes Kapitel. 
Je größer in den Fällen 2 und 2a einem der Beobachter die 
Sprengpunkte seitlich zu liegen scheinen, desto größer ist die Ent- 
fernung derselben vom Ziel. 
Es muß direkt mit dem Aufsatz gerichtet und genauestens auf 
gute Seitenrichtung gesehen werden. 
Sobald es sich herausstellt, daß die Brennweite der Geschosse 
ausreicht, wird die Gabel gebildet, d. h. die zweiten Lagen werden 
mit einer um 400—800 m geringeren Entfernung abgegeben, bis 
der Ballon zwischen den Sprengpunkten zweier Salven liegt, die mit 
einer um 200 m voneinander verschiedenen Entfernung abgegeben 
werden. Alsdann geht man von der kurzen Gabelgrenze um 100 m 
vor und muß dafür sorgen, daß die Schüsse abwechselnd vor und 
hinter dem Luftschiff liegen. Die Batterie ist »eingeschossen«. 
Nach der Höhe müssen die Geschosse über dem Ballon kre- 
pieren, weil der Wirkungskegel nach unten und vorn geht. 
Nach den Friedenserfahrungen kann man darauf rechnen, daß 
der Ballon in durchschnittlich 10 Minuten heruntergeschossen wird. 
Bei einem Luftschiff, welches seine Stellung fortwährend schnell 
verändern kann, also bei Frei- und namentlich bei lenkbaren Ballons, 
dürfte das Herabschießen doch seine Schwierigkeiten haben und in 
nicht so kurzer Zeit möglich sein. 
Handfeuerwaffen haben die frei fliegenden Luftschiffe nicht zu 
fürchten, weil sie sich deren Feuer schnell entziehen können. Bis 
zu 1500 m Entfernung kann man durch ein Infanteriemassenfeuer 
noch Wirkung erwarten; aber so nahe geht der Luftschiffer kaum 
an den Feind heran. 
Kehren wir nach dieser Abschweifung zur Belagerung von Paris 
zurück. Die gut organisierte Ballonpostverbindung stachelte begreif- 
licherweise Luftschiffer vom Fach an, den umgekehrten, weit schwieri- 
geren Versuch zu unternehmen, in die belagerte Stadt zu fliegen, Zu 
diesem Zwecke baute Gaston Tissandier in Tours einen 1200 cbm 
großen Ballon, welcher mit Depeschen bei günstiger, am Zuge der 
Wolken festzustellender Windströmung nach Paris aufgelassen werden 
sollte. Noch bevor der Aerostat fertiggestellt war, erfuhr Tissandier, 
daß sein Bruder mit dem Jean Bart von Paris gekommen und 
bei Nogent-sur-Seine gelandet wäre. Sofort machte er sich auf 
den Weg und brachte dieses Luftschiff nach Chartres, woselbst 
es aber nicht zum Aufstieg kam, weil die Hülle infolge heftigen 
Sturmes unmittelbar vor der Abfahrt zerriß. Mit Mühe rettete er 
das Material vor den Deutschen.
	        
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