Die Militärluftschiffahrt in den übrigen Staaten. 195
Auch Italien hatte 1885 seinen gesamten aeronautischen Be-
darf von Yon bezogen und eine Feldluftschifferabteilung mit voll-
ständiger Bespannung formiert, welche wiederholt bei Übungen in
Tätigkeit getreten ist.
1887 ging man zum englischen Material über und be-
schaffte Goldschlägerhautballons zur Füllung aus Gasflaschen, behielt
aber gleichzeitig die französische Gaserzeugungsart bei und ergänzte
die Apparate und Seidenballons.
In Abessinien bestand ein italienisches Kriegsluftschifferdepar-
tement die Feuerprobe. Diese Abteilung transportierte die Ballons
mit allem Zubehör auf Maultieren und Kamelen.
Nachdem schon 1900 der deutsche Drachenballon bei der Marine
zur Signalgebung verwandt worden war, hatte die Regierung 1901
dieses System endgültig für Luftschiffer eingeführt.
Aus Japan werden abenteuerliche Sachen berichtet über einen
Mann, welcher 1869 während der Belagerung einer Festung im
Drachen hochgestiegen sein und Bomben in die Stellungen des
Feindes geworfen haben soll.
Wieder war die Firma Yon 1890 Lieferantin eines Ballon-
parks, obgleich der japanische Prinz Komatzu 1886 sich bei der
preußischen Luftschifferabteilung durch den Augenschein von der
Vorzüglichkeit des deutschen Materials überzeugt hatte. Die Japaner
machten dieselben schlechten Erfahrungen wie die Chinesen mit
den gefirnißten Seidenhüllen, welche bald völlig unbrauchbar wurden.
In der Folgezeit stellten sie selbst einige Versuche an mit
Ballonstoffen, Dichtungsmitteln usw. und schickten Offiziere nach
Deutschland, welche beim Militär und in den Fabriken sich ein:
gehend informieren sollten. Es wurde sodann bei Riedinger in
Augsburg der deutsche Drachenballon bezogen.
Der Ausbruch des letzten Krieges überraschte sie noch bei den
Versuchen. Ballons und Drachen der verschiedensten Formen wurden
daher in Dienst gestellt. Über die Erfolge ist nur bekannt ge-
worden, daß bei der Beschießung von Port Arthur das Feuer vom
Ballon aus in die Munitionsräume und Magazine der Russen dirigiert
worden ist.
Die Marokkaner, deren Gesandtschaft sich in Berlin die Ein-
richtungen der preußischen Luftschiffer eingehend angesehen hatte,
bestellten 1902 bei Surcouf in Paris ihren gesamten Bedarf an
aeronautischem Gerät mit einer neuen, von Schneider & Co. in
Creusot konstruijerten Dampfwinde.