Full text: Die Luftschiffahrt nach ihrer geschichtlichen und gegenwärtigen Entwicklung

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Zweites Kapitel. 
Josef Montgolfier begeisterte sich zuerst für die Aero- 
nautik, und es wird von ihm berichtet, daß er schon 1771 mit einem 
Fallschirm einen Absprung von dem Dache seines Hauses gewagt 
habe. Er beschäftigte sich damit, über die Lösung der Flugfrage 
auf mechanischem Wege nachzudenken und interessierte bald auch 
seinen Bruder Stephan für diese Materie. 
Eifrigst gaben sich beide dem Studium der verschiedenen Werke 
über Luftschiffahrt hin und besprachen die Möglichkeit der einzelnen 
Projekte miteinander. Besonders beschäftigte sie der Gedanke 
Galiens, die Luft der oberen Regionen zum Füllen von Säcken zu 
benutzen, und auf ihren Spaziergängen wurden sie durch die in 
den Lüften ziehenden Wolken angeregt, die ersten Versuche an- 
zustellen. 
Sie füllten Wasserdampf in einen Sack und stellten zu ihrer 
großen Freude fest, daß derselbe tatsächlich etwas in die Höhe ge- 
hoben wurde; da sich der Dampf jedoch sehr bald kondensierte, so 
machten sie dasselbe Experiment mit Rauch, dessen Emporsteigen 
sie ja stündlich beobachteten, ohne sich über die Gründe dieser 
Erscheinung ganz klar zu sein. Das Resultat war nicht besser, der 
Rauch entwich schnell durch die Poren der Papierbehälter. Infolge- 
dessen gaben sie ihre Versuche eine Zeitlang auf. 
Bald nach 1776 erschien in Frankreich die Übersetzung eines 
Werkes des Engländers Priestle y über die verschiedenen Arten 
von »Luft«, in welchem auch die Eigenschaften des Wasserstoffgases, 
insbesondere seine große Leichtigkeit gegenüber der atmosphärischen 
Luft, erörtert waren. 
Sofort begannen die Gebrüder Montgolfier ihre Versuche wieder 
und füllten Papierhüllen mit dem neuen Gase, aber wiederum blieben 
die Erfolge aus, weil das leichte Gas zu schnell durch die Poren 
entwich. 
Sie kamen nun auf den Gedanken, daß die Elektrizität die 
Wolken oben in der Atmosphäre hielte, und zur Erzeugung derselben 
zündeten sie ein Feuer an, welches mit feuchtem Stroh und Woll- 
flocken geschürt wurde. 
Nachdem ihr erster Ballon in geringer Höhe verbrannt war, 
bauten sie einen zweiten von 20 cbm Inhalt und erreichten mit 
diesem ca. 300 m Höhe. 
Das erste aerostatische Luftschiff war damit erfunden! 
Allmählich stellten sie ihre Versuche in größerem Maßstabe an, 
and am 5. Juni 1783 traten sie mit ihrer Erfindung in ihrem Heimats-
	        
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