Full text: Die Luftschiffahrt nach ihrer geschichtlichen und gegenwärtigen Entwicklung

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Achtzehntes Kapitel. 
ich, noch etwas Ballast vorher zu werfen. Das Wort »Ballast« 
wirkte unwillkürlich unangenehm, da wir eigentlich bereits genügend 
geworfen hatten. Doch dieses Bedauern wurde zum Verdruß, als 
der Führer plötzlich sehr bestimmt sagte: »Wir müssen landen«; 
da half kein noch so gut gemeinter Protest! 
Ein Blick auf das Barometer — es war kurz nach 10 Uhr — 
lehrte, daß wir uns sogar rapid abwärts bewegten, wobei ich be- 
merke, daß die Ventilleine überhaupt noch nicht berührt worden 
war. Der Zeiger des Aneroids lief so schnell wie der Sekunden- 
zeiger einer Uhr wieder nach vorwärts. Jeder der dichtgedrängten 
Teilstriche 11 m Fall! Die an einen Stock gebundene und außer- 
halb des Ballons hängende Flaumfeder — ein vorzügliches Hilfs- 
mittel, Fallen oder Steigen sofort zu bemerken — stand kerzengerade 
hoch; ausgeworfene Papierschnitzel verschwanden über uns. Alles 
Anzeichen einer sehr schnellen Bewegung der Erde zu! 
Es wurde weiter Ballast geworfen — derselbe fing bereits an 
knapp zu werden —, um den Ballon zu parieren, es half nichts. 
Wir fielen schneller als der Sand,. der uns von oben nachkam. 
Im ganzen hatten wir zur Landung fünf Sack Ballast ä 30 kg 
aufgehoben. 
Fatalerweise kam hierzu das Mißgeschick, daß sich schon längere 
Zeit zwischen Ballon und Sonne eine dicke Wolke gestellt hatte, 
wodurch das Gas in unserem Ballon dauernd stark abgekühlt und 
damit weitere Tendenz zum Fallen hervorgerufen wurde. 
Das wäre nun gar nicht gefährlich gewesen, wenn wir in den 
höheren Schichten der Atmosphäre keine Windstille, sondern 
wenigstens einigen Wind gehabt hätten, der uns zum sicheren 
Landen in das freie Feld hinausgebracht haben würde. Die Ursache 
unserer dramatischen Landung lag lediglich in dem Fehlen dieses 
Windes. 
Der fortdauernd schnell näher kommende Lärm aus der Tiefe 
belehrte uns eindringlich, daß wir in unmittelbarer Nähe der Stadt 
oder sogar noch direkt über ihr waren. Plötzlich tauchte die Man- 
teuffelkaserne unter uns auf oder schien vielmehr auf uns zuzu- 
fliegen, und zugleich kamen wir in den lebhaften Unterwind, den 
wir bei der Abfahrt gehabt hatten. Ganz nahe sahen wir einen 
kleinen Wald, den Contades. 
Ich denke schon, na, da landen wir am Ende gar bei meiner 
Wohnung, bequemer könnte man’s ja gar nicht haben, doch da 
sind wir auch schon über dem Rondell vor dem Kaiserpalast.
	        
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