Wissenschaftliche Luftschiffahrt.
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Bei der Bearbeitung der Beobachtungsreihen war es nun Aß-
mann aufgefallen, daß nach den Glaisherschen Thermometerangaben
die Temperatur über England im Mittel um 4,3° höher sein sollte
als die bei den Berliner Aufstiegen gemessene, und zwar erschien
es besonders auffällig, daß der Unterschied mit der Höhe immer
größer wurde; so betrug das Plus bis 2500 m nur 1,4°%, bis es bei
8000 m in einem Falle sogar 20,7° wurde. Demnach mußte es ent-
weder über England wärmer sein als über dem Kontinent, oder aber
die Angaben waren falsch! Das letztere weist Aßmann nach.
Se. Majestät der Kaiser wohnt dem Aufstieg von Registrierballons bei, welche von Professor
Aßmann auf dem Gelände der Luftschifferabteilung auf dem Tempelhofer Felde bei Berlin
hochgelassen werden.
Schon der Engländer Welsh hatte niedrigere Temperaturen in
seinem Lande konstatiert. Besonders typisch hierfür war aber die
aufsehenerregende: Fahrt, welche Glaisher am 5. September 1862
gemacht hatte. Obwohl er in 8000 m Höhe bewußtlos wurde, wollte
er die Höhe von 11300 m unzweifelhaft nachgewiesen haben. Und
zwar rechnete er so: In 8840 m Höhe sei er mit 5 m Sekunden-
geschwindigkeit gestiegen, und nach 13 Minuten, als er aus seiner
Ohnmacht erwachte, wäre der Ballon 11,5 m pro Sekunde ge-
fallen, daher müßte er 11300 m erreicht haben, eine Höhe, die
auch durch die Angaben des Minimumthermometers mit — 24,5°
bestätigt würden.